Lars Englert
Lars Englert ist Student (Politik- und Rechtswissenschaften) und 2000 in Sondershausen geboren und in Elende aufgewachsen.
Gegangen: Lars wohnt aktuell in Göttingen.
Foto: privat
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Weshalb bist du gegangen?
Ursprünglich bin ich für meinen Bundesfreiwilligendienst nach Hannover gegangen, da ein solches Jahr tatsächlich nur bei diesem Verein angeboten wird. Dies war also keine Entscheidung für oder gegen den Osten – ich glaube dies ist bei den wenigsten Leuten der Fall. Danach ist die Entscheidung auf Göttingen gefallen, da ich die Stadt sehr angenehm finde, hier studieren kann, was ich will und trotzdem angenehm nah an meinen Freunden aus der Heimat und aus Hannover bin.
Wie gestaltest du die Zukunft?
2018 und 2019 habe ich bei dem Verein „Politik zum Anfassen e.V.“ einen Bundesfreiwilligendienst geleistet. In diesem habe ich mit dem Verein unabhängig und überparteilich mit Planspielen, unserer Mitmachausstellung und unserer Beteiligungsapp „PLACEm“ Lust auf Demokratie gemacht. Da mir in dem Jahr die Relevanz der politischen Bildung bewusst geworden ist, habe ich mein Engagement über den Bundesfreiwilligendienst hinaus ausgeweitet. Mit der Unterstützung meines Vereins habe ich durch Crowdfunding eine Tour über einen Monat vor der Landtagswahl durch Thüringen finanziert, um politisch zu bilden und den Leuten Lust auf’s Wählen zu machen. Mit dem Projekt wurde ich auch für den Deutschen Integrationspreis nominiert.
Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Meine Eltern sind beide Wessis und ich wurde ganze zehn Jahre nach der Wende geboren – trotzdem fühle ich mich ostdeutsch. Interessanterweise nehme ich dies jedoch erst wirklich wahr, seitdem ich in Hannover und Göttingen gewohnt habe. Die Reaktionen und die darauffolgenden Gespräche mit Leuten haben mir bewusst gemacht, wie andere meine Heimat sehen und welches Bild ihnen gemalt wird. Da ist mir klar geworden, dass es an Aufklärung bedarf. Viele meiner Freunde wissen nichts mit dem Osten anzufangen, außer Dresden und Ostberlin. Durch mein Gefühl, wenn Leute Unwahrheiten über Ostdeutschland erzählt haben – spätestens da habe ich realisiert, dass ich mich auch dazu zähle.
Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?
Ich sehe es als einen großen Vorteil, in Ostdeutschland groß geworden zu sein. An dieser Stelle vereine ich die Beantwortung der Frage mit der Folgenden. Ich wünsche mir, dass West- und Ostdeutschland auch in den Köpfen wieder eins werden. Dafür ist jedoch ein Faktor ganz entscheidend: Wir müssen sozial- und infrastrukturelle Unterschiede abbauen. Um bei der Vision eines wirklich geeinten Deutschlands mitwirken zu können, bin ich froh von Ostdeutschland geprägt zu sein und meine Erfahrungen teilen zu können. Deswegen arbeite ich auch daraufhin, nach meinem Studium wieder zurückzukehren.