Lilli Fischer

Lilli Fischer ist stellv. Fraktionsvorsitzende der CDU im Erfurter Stadtrat und Social Media-Referentin und 2000 in Weimar geboren und in Erfurt aufgewachsen.

Geblieben: Lilli wohnt aktuell in Erfurt.

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Weshalb bist du geblieben?

Es ist viel zu schön in Erfurt, warum sollte man dort wegwollen?

Was hat dich motiviert, politisch aktiv zu werden?

Angefangen mit Politik habe ich mit der Maxime: „Wer meckern will, muss auch mitmachen!“ Ich konnte noch nicht selbst wählen und eine Beteiligungsmöglichkeit für Jugendliche gab es zu dem Zeitpunkt in Erfurt noch nicht. In diesem Zuge habe ich mit Freunden das Erfurter Schülerparlament gegründet und habe die Kommunalpolitik sowie die Parteien kennengelernt. Zudem habe ich mich in der Landesschülervertretung und später in der Schüler Union engagiert. Für meinen Parteieintritt war letztendlich die schlechte Bildungspolitik von Rot-Rot-Grün ausschlaggebend und dass die CDU meines Erachtens den besten Gegenentwurf dazu hat.

Wie überzeugst du junge Menschen, in Ostdeutschland zu bleiben und vor Ort die Zukunft zu gestalten?

Ich glaube, die beste Überzeugungsarbeitet leistet unsere wunderbare Heimat. Gerade in Thüringen findet man vielfältige Landschaften, überragende Kulinarik und herzliche Menschen. Hier kann man hervorragend Familie gründen, wir haben exzellente Universitäten und hier liegen unsere Wurzeln. Für mich ist es aber vor allem wichtig, junge Menschen hier zu halten, weil wir sie brauchen. Junge Ideen und Tatkraft braucht es, um unsere Heimat noch besser zu machen. Ich kann mir vorstellen, dass man einmal ausbrechen möchte und von zu Hause wegmuss, aber am Ende ist der Anreiz für mich gewesen – und das gebe ich heute anderen mit – meine Heimat so mitzugestalten, dass man gerne für immer bleibt.

  • 2000

    Weimar

  • 2021

    Erfurt

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Ich habe mir früher selten Gedanken über ostdeutsch und westdeutsch gemacht. Erst als ich durch mein politisches Engagement viel durch Deutschland gereist bin, habe ich Unterschiede festgestellt – auch und vor allem in der Mentalität. Es ist nicht nur das Jägerschnitzel, es sind auch bis heute Familienkonstruktionen, Arbeit und Gehalt, die uns von einander in Teilen unterscheiden.

Weshalb gibt es noch immer weniger parteipolitisches Engagement in Ostdeutschland und wie möchtest du das ändern?

Ich glaube nicht, dass es immer das parteipolitische Engagement sein muss. Es reicht, sich überhaupt zu engagieren. Irgendetwas stört jeden von uns: Ob es ein fehlender Skatepark, kaputte Straßen oder schlechte ÖPNV-Taktungen sind. Und wie gesagt, sollte der Ansporn sein, nicht nur zu meckern sondern auch mitzumachen. Dazu sind Bürgerinitiativen und andere Organisationen gute Möglichkeiten. Auch mehr direkte Demokratie ist eine gute Möglichkeiten, um Bürgerinnen und Bürger in den politischen Prozess einzubeziehen.

Was machst du, damit Ostdeutsche bessere Chancen haben?

Meine Generation ist am Ende ein Beispiel dafür, dass es in Ost und West eben noch immer KEINE gleichwertigen Lebensverhältnisse gibt. Solange Ausbildungsvergütungen noch nicht angeglichen sind, können Renten nicht angeglichen sein. Es kann nicht sein, dass ein Fliesenleger-Azubi in Ostdeutschland, abhängig von Ausbildungsjahr, teilweise 280€ monatlich weniger verdient als in Westdeutschland. Das ist eines der Themen, bei dem ich gerne mehr bewirken möchte, um hier Gleichwertigkeit der Ausbildung und Berufe im ganzen Land zu erreichen.

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Große Herzen, Selbstbewusstsein und Heimatliebe. Ostdeutschland ist großartig, wir haben so viel Tradition, auf die wir unheimlich stolz sein können. Ich wünsche mir aber auch, dass Ostdeutschland weiter aufholt. Wir können in einigen Bereichen mehr. Und zu guter letzt wünsche ich uns, dass wir nicht stets stiefmütterlich behandelt werden. Dass bis heute nur eine von 50 Gemeinschaftseinrichtungen des Öffentlich-Rechtlichen-Rundfunks in Ostdeutschland angesiedelt ist, ist nur eines von vielen Beispielen, die zeigen, dass für Ostdeutschland da noch ordentlich Luft nach oben ist.