Lothar Fahnenbrauck
Lothar Fahnenbrauck ist 1955 in Darup/Nottuln geboren, in Billerbeck aufgewachsen und später nach Ostdeutschland gezogen.
Rübergemacht: Lothar wohnt aktuell in Steigra, wo er als Malermeister arbeitet.
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Weshalb hast du in den Osten rübergemacht?
Nachdem ich mich 1988 in Billerbeck als Malermeister selbstständig gemacht hatte, wünschten meine Kunden, dass ich in den neuen Bundesländer tätig werde. Daher habe ich 1992 das Unternehmen Maler 2000 gegründet und lernte in Steigra meine Frau kennen, welche aus der Region stammt. Zusammen haben wir das Unternehmen zu dem gemacht, was es heute ist.
Wie gestaltest du die Zukunft?
Mein Unternehmen hat mit Aufträgen Anstricharbeiten in Baumärkten und Warenhäuser angefangen. Es folgten Einkaufszentren im Osten und Wohn- und Geschäftsprojekte, wie zum Beispiel die Businesszentren Listbogen und Listplatz in Leipzig sowie absolute Großobjekte das Sony-Center in Berlin oder der Westhafen-Tower in Frankfurt am Main. Auch in gehobenen Hotels in ganz Deutschland und auf Kreuzfahrtschiffen wurden wir tätig. Meine Mitarbeiter haben sich mit den gestiegenen Anforderungen kontinuierlich weiterqualifiziert.
Glaubst du, Menschen in Ostdeutschland können besser mit Veränderungen bzw. Wandel umgehen?
Fühlst du dich ostdeutsch?
Ja. Aufgrund der Erfahrungen und der Freunde, die ich hier gefunden habe.
Welche Erfahrungen hast du in Ostdeutschland gemacht?
Der Anfang war schwierig als Wessi im Osten. Und als ostdeutsches Unternehmen war es schwer, im Westen Aufträge zu bekommen. Das hat sehr viel Mühe und Überzeugungskraft gekostet. Freunde, die ich im Westen hatte, distanzierten sich bis auf wenige Ausnahmen, dafür gewann ich Vertrauen und neue Freunde im Osten. Mittlerweile fühle ich mich angekommen.
Glaubst du, Westdeutsche hatten nach der Wiedervereinigung im Osten Vorteile?
Die Wiedervereinigung wurde nicht zu 100 Prozent vollzogen, siehe das Lohngefüge. Für die gleiche Arbeit gibt es hier weniger Geld als im Westen. Westdeutsche Unternehmen haben damit sehr viel Profit gemacht. Das ist leider aktuell immer noch so und muss geändert werden.
Was hast du in Ostdeutschland gelernt?
Positiv waren die Menschen, hilfsbereit und motiviert. Leider wurden diese auch durch Menschen aus dem Westen oft enttäuscht und übers Ohr gehauen. Dadurch entstanden sehr viele Vorurteile auf beiden Seiten. Es wird noch einige Zeit brauchen, bis auch die Letzten begriffen haben, dass wir ein Land und eine Nation sind. Die Menschen hier im Osten sind kritischer im Umgang mit der Politik, aber definitiv nicht rechts. Sie haben halt entsprechende politische Erfahrungen und möchten ein System wie vor 1989 nicht mehr. Daher reagieren sie etwas sensibler. Das können die Menschen im Westen leider nicht alle verstehen. Dafür sorgen im übrigen auch die Medien in ihrer Berichterstattung.
Was wünschst du dir für Ostdeutschland?
Gleicher Lohn und auf beiden Seiten mehr Verständnis