Lu Yen Roloff

Lu Yen Roloff ist freie Kandidatin für den Bundestag 2021 und 1977 in Bielefeld geboren.

Rübergemacht: Lu Yen wohnt aktuell in Potsdam.

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Weshalb bist du rübergemacht?

Ich habe mich über viele Jahre während Besuchen in Potsdam und seine Umgebung verliebt. Hier habe ich einen Freundeskreis gefunden, der hier verwurzelt ist und mit dem mich viele schöne gemeinsame Stunden verbinden. Den Ausschlag zum Umzug nach Potsdam gaben also zunächst private Gründe. Für die Bundestagskandidatur haben mein Team und ich verschiedene Wahlkreise angeschaut und entschieden, dass eine Kandidatur neben den zwei Kanzlerkandidat*innen eine Plattform ist, um eine neue Art Politik zu machen, bekannt zu machen: Wir wollen viel mehr Menschen die Möglichkeit lokalen gemeinsamen politischen Engagements ermöglichen – und zum Beispiel Potsdam zur Klimahauptstadt machen!

Was hat dich motiviert, politisch aktiv zu werden?

Als Greenpeace Mitarbeiterin wurde mir klar, dass wir die großen Krisen unserer Zeit – Klimakrise, Artensterben, Raubbau an der Natur, soziale Ungerechtigkeit – nur strukturell politisch angehen können. Danach war ich Vollzeit für Extinction Rebellion aktiv und habe etliche Male vor Ministerien protestiert, ohne eine Resonanz aus der Politik zu bekommen. Ich kandidiere jetzt aus Notwehr, weil die Politiker*innen aus allen Parteien viel zu wenig dafür tun, die Zukunft der Menschheit vor der Klimakrise und der Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen. Ich möchte den großen Wandel mit neuer Politik von unten umsetzen und gesellschaftlich verankern.

Wie überzeugst du junge Menschen, in Ostdeutschland zu bleiben und vor Ort die Zukunft zu gestalten?

Gestaltung beginnt mit Freiräumen, die sich gestalten lassen. Viele Orte in Ostdeutschland bieten so viel Potenzial dafür. Anders als in völlig zersiedelten Regionen wie dem Ruhrgebiet gibt es hier Dörfer, Städte und Landstriche, denen es vor allen Dingen an Menschen und Communities mit guten Ideen für die Zukunft mangelt. Hier sind Freiräume, die mit Leben gefüllt werden können – und wo Einzelne und Gruppen einen viel größeren Unterschied machen können. Was passiert, wenn zu viele progressive Menschen abwandern, sieht man dort, wo die AfD und rechte Strukturen das Gemeinwesen übernehmen. Wie viel schöner wäre es, wenn neue lokale Strukturen fürs Gemeinwohl und die Demokratie entstehen!

  • 1977

    Bielefeld

  • Hamburg

  • Berlin

  • Hong Kong

  • 2021

    Potsdam

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Ich möchte mir nicht anmaßen, meine biografische Herkunft aus einem westdeutschen Pfarrhaus mit einer Biografie zu vergleichen, die in der DDR und der Nachwendezeit ihre wichtigen Prägungen bekommen hat. Ich finde aber diese Erfahrungen einer Systemwende hoch spannend, da uns angesichts der Klimakrise und der steigenden sozialen Ungerechtigkeit bei gleichzeitiger Erosion der Demokratie von rechts ein vergleichbarer großer Wandel bevorsteht. Die Herausforderung ist diesmal eine gemeinwohlorientierte und klimagerechte Zukunft durch mehr demokratische Beteiligung von vielen unterschiedlichen Menschen aus der Gesellschaft zu gestalten.

Weshalb gibt es noch immer weniger parteipolitisches Engagement in Ostdeutschland und wie möchtest du das ändern?

Viele Menschen sind enttäuscht von dem Angebot der Parteien, das Misstrauen in die Politik ist durch die Erfahrungen mit der DDR und der Nachwendezeit groß, es gibt zu wenig prominente Führungsfiguren mit ostdeutscher Geschichte. Wie schaffen wir mehr politische Beteiligung auch für Menschen, die sich weder repräsentiert noch verstanden und gehört fühlen? Der erste Schritt muss sein, lokale Angebote zu machen, um Menschen überhaupt wieder politisch zu beteiligen und organisiert zusammen zu bringen. Diese Angebote möchte ich mit EINFACH MACHEN schaffen – für eine starke Zivilgesellschaft, die mit neuen Methoden und Zielen unideologisch und frisch die großen Herausforderungen angeht.

Was machst du, damit Ostdeutsche bessere Chancen haben?

Mein Wahlkreis rund um Potsdam und die Gebiete im Südwesten Berlins sind eine wachsende Region, die eng mit Berlin verknüpft ist und besonders viel Zuzug hat. Dadurch sind die Interessenskonflikte zwischen wohlhabenden Zuzüglern aus ganz Deutschland und den alteingesessenen Menschen größer geworden, die Mieten steigen explosiv, der Druck auf Naherholungsgebiete, öffentlichen Raum und Natur wird größer, es wurde immer mehr privatisiert. Ich möchte mit meiner Kandidatur auch darauf aufmerksam machen, dass die Ressourcen jetzt schon knapp werden – Wasser, Flächen, Wohnraum – und eine bessere Verteilungsgerechtigkeit für die Menschen erstreiten, die bei all dem „Wachstum“ durch die Ritzen fallen.

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Ostdeutschland könnte die Region sein, in der wir mit regenerativer Landwirtschaft beginnen, in der wir gemeinschaftliche Wohn- und Lebensformen in die Fläche bringen und mit lokaler politischer Beteiligung Freiräume gestalten. Ich wünsche mir viel Optimismus und Mut für die zukünftige Dekade, in der durch die Klimakrise große Veränderungen notwendig sind. Ich möchte mit EINFACH MACHEN hierzu einen Beitrag leisten.