Wir sind der

Osten

Marie-Sophie Schiller

Marie-Sophie Schiller ist Journalistin und 1989 in Sachsen-Anhalt geboren, hat später in Berlin gelebt.

Zurückgekehrt: Marie-Sophie wohnt heute in Leipzig.

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Weshalb bist du zurückgekehrt?

Ich bin nach zwei Jahren Berlin zum Studium nach Halle an der Saale gezogen. Das war weder sehr bewusst, noch geplant. Mein NC war schlicht nicht hoch genug für Berlin. Halle war nah dran und die Einschreibung an der Uni vollkommen ohne Beschränkung. Dass ich damit wieder in Sachsen-Anhalt lebe, im Osten, das wurde mir erst nach dem Umzug bewusst.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Seit März 2019 veröffentliche ich den Podcast „Ost – Eine Anleitung“. Ich rede mit anderen Journalist:innen, Künstler:innen, Wissenschaftler:innen und Politiker:innen, um Politik und Gesellschaft im Osten noch besser verstehen zu lernen. Ich glaube, es gibt da noch so viel zu erfahren. Gerade in der Frage, was der Osten heute eigentlich ist. Wie sich das Verhältnis Ost und West in Zukunft zeigen wird. Und natürlich weil ich finde, es braucht guten Journalismus aus dem Osten und über den Osten.

  • 1989

    Sachsen-Anhhalt

  • Berlin

  • Heute

    Leipzig

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Privat fühle ich mich vor allem dann ostdeutsch, wenn ich mit Unterschieden konfrontiert werde. Wenn es wie selbstverständlich um Vermögen und Erbschaften in Familien geht. Wenn ich irgendwo ein Bewusstsein dafür vermisse, dass Lebensläufe auch aus Improvisation und aus einer Art von Kämpfen entstanden sind. Wenn ich merke: Da gibt es ganz schön viele Vorurteile, ganz schön wenig Wissen und noch weniger Interesse am Osten.

Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?

Mit absoluter Gewissheit kann ich das gar nicht beantworten. Da gibt es natürlich immer die ein oder andere Interpretation. Am ehesten, dass meine Ziele für mein Leben nicht in erster Linie materiell sind. Weil ich immer frei darin war, ob ich studieren will oder wie „vernünftig“ mein Beruf sein soll. Ich musste keinerlei Erwartungen erfüllen. Das hab ich vielleicht aber auch einfach meinen tollen Eltern zu verdanken – unabhängig von meiner ostdeutschen Herkunft. Aber gewiss hängt es auch irgendwie zusammen. Der viral gegangene #Arbeiterkind ist im Osten eben eher der Normalfall.

Was wünschst du dir für Ostdeutschland?

Dass sich Menschen in allen Bundesländern dafür interessieren, was ostdeutsche Regionen heute ausmachen. Dass wir Ostdeutschland differenziert, hintergründig, analytisch, vorurteilsfrei, schonungslos und liebevoll zugleich betrachten.