Marlene Riedel
Marlene Riedel ist Projektmanagerin und 1992 in Bautzen geboren und aufgewachsen.
Zurückgekehrt: Marlene wohnt aktuell in Leipzig.
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Weshalb bist du zurückgekehrt?
Nach dem Abitur wollte ich zunächst möglichst weit weg. Während viele Freunde in die nächstgrößeren Städte zum Studieren gegangen sind, war es mir wichtig, nicht in der Nähe meiner Heimatstadt zu bleiben. Mein Blick auf meine Heimatregion war, unter anderem durch fehlende Perspektiven, sehr negativ geprägt. Nach verschiedenen Stationen im Ausland und während meines Studiums in Marburg, habe ich mit dem Blick von außen dann ein positiveres Bild entwickelt und habe gemerkt, was mir in westdeutschen Städten fehlt, was ich aber in Ostdeutschland finde … Freiraum, günstige Mieten oder die teilweise unperfekten Stadtbilder, die für mich einen besonderen Charme haben.
Wie gestaltest du die Zukunft?
Als Projektmanagerin bei der Leipziger Buchmesse bin ich für die Planung und Organisation des Lesefestivals „Leipzig liest“ zuständig. Neben administrativen Aufgaben unterstütze ich bei der Betreuung und Weiterentwicklung von Veranstaltungsorten- und Partnern, der Programmveröffentlichung oder betreue Projekte wie den „Leipzig liest Abend“. Bei bis zu mehr als 3000 Veranstaltungen in der Stadt Leipzig und auf dem Messegelände bekommen Verlage und Autor:innen dadurch jedes Jahr im Frühjahr die Möglichkeit ihre Bücher zu präsentieren. Besucher:innen können diese Literatur bei überwiegend kostenlosen Lesungen erleben.
Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Früher wäre es mir vermutlich eher unangenehm gewesen, mich als ostdeutsch zu bezeichnen. Dadurch, dass ich erst nach der Wende geboren bin, habe ich mich immer als Gesamtdeutsche verstanden. Diese Einstellung hat sich aber verändert, als ich zum Studieren nach Marburg gegangen bin und dort unter meinen Kommilitonen eine der wenigen Ostdeutschen war. Schnell wurden mir dann doch Unterschiede in unseren Familiengeschichten und in meinem Aufwachsen klar. Ich habe mich dadurch mehr mit meiner Herkunft beschäftigt und gemerkt, dass diese einen Einfluss auf meine Sozialisation hat und hatte. Ich selbst sehe meine ostdeutsche Herkunft heute differenzierter als noch vor ein paar Jahren.
Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?
Die Wende hat das Leben meiner Familie zum Glück überwiegen positiv beeinflusst. Meine Eltern haben sich selbstständig gemacht und später hat mein Vater in vielen verschiedenen Orten in Deutschland gelebt und meine Mutter noch einmal angefangen zu studieren, eine Möglichkeit die sie so in der DDR nicht hatte. Meine Eltern waren dadurch ein positives Vorbild für mich und haben mich dadurch ermutigt, Sachen zu machen, auf die ich Lust habe, wenig Scheu vor neuen Herausforderungen oder neuen Orten zu haben, sondern einfach erstmal anzufangen und dann zuschauen, wie es weiter geht. Eine Einstellung die mir meine Familie ohne den Fall der Mauer vermutlich nicht so einfach hätte vermitteln können.
Was wünscht du dir für Ostdeutschland?
Das Ostdeutschland nicht immer wieder auf die gleichen alten Klischees reduziert wird und das mehr Menschen aus Ost und West ein vielseitigeres und differenziertes Bild von Ostdeutschland haben.