Martin Meißner

Martin Meißner ist Bürokaufmann sowie Stadtrat (B’90/Die Grünen) in Leipzig und 1987 in Leipzig geboren.

Geblieben: Martin wohnt aktuell in Leipzig.

Das Profil teilen:

Weshalb bist du geblieben?

Ich bin hier in Leipzig geboren und aufgewachsen. Und ich hatte das große Glück, dass ich nie weg musste. Welches Privileg das ist, merke ich erst jetzt. Meine Familie wohnt hier und ich habe ein sehr großes Netzwerk einfach aufgrund der Tatsache, dass ich schon verdammt lange hier bin und Leipzig am Ende des Tages einfach nur ein großes Dorf ist.

Was hat dich motiviert, politisch aktiv zu werden?

2013 sollte in Leipzig Gohlis eine Moschee errichtet werden. Die Proteste dagegen machten deutschlandweit Schlagzeilen. Ich hatte meine damals noch eher bescheidene Reichweite in den sozialen Medien genutzt, um einen offenen Brief an mein altes Viertel zu schreiben und letztlich auch eine Petition zur Unterstützung zu starten. Das schlug sehr schnell überraschend hohe Wellen und ich kam in den Kontakt mit engagierten Leuten vor Ort, die sich gegen diese Proteste engagiert haben. Da waren unter anderem Juliane Nagel, Jürgen Kasek, Holger Mann und Skadi Jennicke dabei. In diesem Bündnis für ein weltoffenes Gohlis war ich dann ein Jahr aktiv, eh ich meinen Fokus wieder auf Reudnitz gelegt habe.

Wie überzeugst du junge Menschen, in Ostdeutschland zu bleiben und vor Ort die Zukunft zu gestalten?

In den Städten geht es nicht um Überzeugungsarbeit, sondern um Arbeitsplätze. Aber auf dem Land? Das weiß ich nicht. Es fällt mir schwer Menschen von einem Ort zu überzeugen, an dem ich selbst nicht leben wollen würde.

  • 1987

    Leipzig

  • 2021

    Leipzig

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Ich fühle mich ostdeutsch, weil ich ostdeutsch bin. Nur was das bedeutet, das weiß ich noch immer nicht. Meine Stimmung changiert da zwischen „Schnauze Wessi!“ und „Diese verdammten Jammerossis!“ In der Politik ist es von Vorteil, von hier zu sein. Denn immer wieder wird versucht, Kandidaten aufgrund ihrer Herkunft zu diskreditieren.

Weshalb gibt es noch immer weniger parteipolitisches Engagement in Ostdeutschland und wie möchtest du das ändern?

Es gibt sicherlich soziologische Studien, die sich mit dieser Frage beschäftigen und sie deutlich qualifizierter beantworten können als ich. Meine Theorie ist, dass die meisten Menschen einer Partei beitreten, weil sie jemanden kennen, der bereits Mitglied ist. Wenn es also bereits mehr Mitglieder vor Ort gibt, dann kennen die auch mehr Menschen und so weiter und so fort. Meine Partei, die Grünen, haben derzeit einen Mitgliederboom in Sachsen. Insoweit bin ich ganz zufrieden.

Was machst du, damit Ostdeutsche bessere Chancen haben?

Ich habe bei Michael Lühmann gelesen, dass wir Ossis mehr Wessis heiraten sollen, damit es endlich was zu erben gibt. Was das angeht, habe ich offensichtlich einen Fehler gemacht. Auf kommunalpolitischer Ebene habe ich, ehrlich gesagt, nur begrenzt Einfluss darauf, dass sich an der massiven Ungleichheit von Ost und West etwas ändert. Aber ich bin Mitglied in einer Partei, die diesen Zustand nicht zementieren möchte. Viel zu lange hat unsere Landesregierung damit geworben, wie billig hier produziert werden kann, anstatt sich für die niedrigen Löhne zu schämen.

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Blühende Landschaften.