Wir sind der

Osten

Matthias Petri

Matthias Petri ist Unternehmer in der E-Learning- und Kreativbranche, 1983 in Pasewalk geboren und in Viereck aufgewachsen.

Geblieben: Matthias wohnt heute in Waren (Müritz).

Foto: 4eck Media GmbH

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Weshalb bist du geblieben?

Der Liebe wegen hat es mich nach ein paar Zwischenstationen in Güstrow, Neubrandenburg und Rostock letztlich nach Waren (Müritz) verschlagen. Dort bin ich sesshaft geworden, habe eine Familie gegründet und lebe da jetzt mit meinen beiden Söhnen. Daneben bin ich aktiv in mehreren Sportvereinen und habe auch mein Unternehmen vor Ort. Mittlerweile genieße ich das Leben hier sehr und trete den Beweis täglich neu an: Digitale Geschäftsmodelle funktionieren auch in einem entschleunigten Umfeld bei Natur und Seeblick.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Mit meinem Team arbeite ich an der Antwort auf die Frage, wie digitale Kompetenzen gegenwärtig und zukünftig gelernt und angewendet werden. Ich bin überzeugt, dass jeder seine Ideen in kreativen Projekten verwirklichen kann. Unser Ziel: Wir wollen digitales Wissen greifbar, erlernbar und anwendbar machen! Auf unserem Portal TutKit.com stehen Lernenden praxisorientierte Tutorials und digitale Werkzeuge wie Design-Vorlagen, Mockups und Assets zum Abruf bereit, um in Disziplinen wie Fotografie und Bildbearbeitung, Design und Marketing erfolgreich zu werden. Wir haben die Vision, dass in jedem eine kreative Ader pulsiert und manchmal nur der Initialfunke fehlt. Den zu zünden ist mein Ansporn.

  • 1983

    Pasewalk

  • Güstrow

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  • Neubrandenburg

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  • Heute

    Waren

Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?

4 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Sicherlich bin ich in Ostdeutschland sozialisiert worden, in einem Umfeld, das prägende Erinnerungen an die DDR aufweist. Doch fühle ich mich nicht ostdeutsch. Viel eher fühle ich mich einfach nur deutsch – oder besser noch: europäisch. „Ostdeutsch“ als Begriff ist mir zu begrenzend. Es bleibt, klar, die regionale Identität. Dennoch darf ich mein Leben gestalten und meine Ziele verfolgen, ohne mich bestimmten Einordnungen (selbst) zu unterwerfen. So konnten mein Bruder und ich hier in Mecklenburg-Vorpommern ein Unternehmen gründen, welches heute auch Menschen mit Migrationshintergrund beschäftigt – darunter etwa einen ehemaligen Flüchtling. Außerdem sitzen unsere Kunden im gesamten DACH-Raum.

Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?

Mein Vater hat als Bauschlosser die typische Biografie eines Ostdeutschen in der Nachwendezeit erlebt, mit Arbeitslosigkeit und mehreren Jobwechseln. Diese Umbrüche prägten wohl auch mich und meine innere Bereitschaft, eine gefühlte Sicherheit nicht überzubewerten. Nach meinem Abitur fing ich bei der Polizei an. Nach schönen Jahren im Einsatz und zuletzt als Pressesprecher meiner Behörde entschied ich mich, die Polizei wieder zu verlassen und ein Unternehmen zu gründen. Wenn ich eines gelernt habe: Es geht immer weiter. Und das sogar wesentlich leichter, wenn wir die Dinge aktiv gestalten, statt einfach passiv hinzunehmen.

Was wünschst du dir für Ostdeutschland?

Ehrlich gesagt finde ich das Zündeln durch Nationalismus und EU-Feindlichkeit sehr befremdlich. Wir leben meiner Ansicht nach tatsächlich in der besten aller möglichen Zeiten. Wir genießen derart viele Jahre des Friedens und eine weitreichende Reisefreiheit, haben eine arbeitnehmerfreundliche Arbeitsmarktsituation und eine gute soziale Absicherung. Es war noch nie so einfach und günstig, an gute Bildung zu gelangen. Daraus lässt sich für jeden, der neugierig und flexibel ist, etwas machen. Das würde ich mir wünschen für unsere Leute hier vor Ort. Weniger Fokus auf die Probleme, die es zweifelsohne gibt, sondern mehr auf die Möglichkeiten, die ebenso zweifelsohne da sind.