Wir sind der

Osten

Maximilian Hempel

Maximilian Hempel ist 1991 in Mannheim geboren und hat sich später für Ostdeutschland entschieden.

Rübergemacht: Max ist Journalist und wohnt aktuell in Leipzig.

Foto: privat

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Weshalb hast du in den Osten rübergemacht?

Meine Großeltern stammen aus Wernigerode, Bitterfeld und Leipzig und machten in den 1950er Jahren rüber. Als Kriegs- bzw. Nachkriegsgeneration würde ich ihre Lebensgeschichte als eine des wirtschaftlichen Aufstiegs in der BRD bezeichnen. DDR und Wiedervereingung kenne ich (Jahrgang 1993) nur aus ihren Erzählungen. Ich habe erst in den vergangenen Jahren gemerkt, wie wenig ich eigentlich über Ostdeutschland und meine eigene Familiengeschichte weiß. Ich glaube dieses Interesse war eine der treibenden Kräfte, die mich dazu bewegt haben, nach Leipzig zu ziehen und als junger Journalist die Menschen der Region und ihre Geschichten kennenzulernen.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Als Journalist gestalte ich nicht unbedingt die Zukunft von Ostdeutschland. Vielmehr kuratiere ich sie. Ich habe den wunderbaren Beruf, ein Bild von unserer Gesellschaft zu zeichnen. Sachsen ist wunderbar facettenreich, oftmals voll mit Widersprüchen und besitzt natürlich seine Licht- und Schattenseiten. Ich finde es unfassbar aufregend, hier unterwegs zu sein und tagtäglich neue Menschen kennenzulernen.

  • 1993

    Mannheim

  • 2021

    Leipzig

Glaubst du, Menschen in Ostdeutschland können besser mit Veränderungen bzw. Wandel umgehen?

3 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich ostdeutsch?

Ich bin in Mannheim geboren und aufgewachsen – in einer Stadt in der Multikulturalismus eine jahrhundertealte Tradition hat. Ich habe mich daher mein Leben lang weder als Westdeutscher, Ostdeutscher oder Deutscher überhaupt gefühlt, sondern als Mannheimer.

Welche Erfahrungen hast du in Ostdeutschland gemacht?

Viele. Eine herauszuheben, fällt mir schwer. Ich habe in Ostdeutschland schöne Erfahrungen, schlechte Erfahrungen, überraschende und traurige Erfahrungen gemacht.

Glaubst du, Westdeutsche hatten nach der Wiedervereinigung im Osten Vorteile?

Ich finde die Wiedervereinigung ist in Deutschland bis heute eine Geschichte der Gewinner und Verlierer. Ich kenne keine Gesellschaft, die sich so sehr durch Arbeit und Leistung definiert, wie die deutsche. 30 Jahre nach der Wende haben junge Menschen in Ostdeutschland noch immere schlechtere Startbedingungen im Leben als ihre westdeutschen Nachbarn. Die Mauer steht heute noch in unseren Geldbeuteln – sei es beim Erbe, bei Gehaltsunterschieden oder Aufstiegsschancen.

Was hast du in Ostdeutschland gelernt?

Als Schüler habe ich die Wiedervereinigung wie eine große, tolle Party erzählt bekommen, an deren Spitze David Hasselhof stand. Welche soziale Sprengkraft die Zeit nach 1990 in Ostdeutschland entfaltet hat, habe ich erst seit meiner Zeit in Leipzig erfahren.

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Ich wünsche mir mehr Begegnung und Austausch. Ich konnte in meinen zwei Jahren in Leipzig mit vielen tollen Menschen über ost- und westdeutsche Verhältnisse sprechen und lernen. Diese Erfahrungen sollten mehr junge Menschen machen können.