Wir sind der

Osten

Nancy Fischer

Nancy Fischer ist Journalistin und 1986 in Bad Langensalza geboren und in Reichenbach aufgewachsen.

Zurückgekehrt: Nancy lebt heute in Berlin.

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Weshalb bist du zurückgekehrt?

Während des Studiums in Leipzig war ich für 1,5 Jahre in Frankreich, Senegal und Südafrika, um die Sprache zu lernen und Praktika zu machen. Nun wohne ich seit zehn Jahren in Berlin (Neukölln), arbeite aber in Potsdam und bin auch viel in Brandenburg unterwegs.
Durch die Sonderrolle Berlins fühle ich mich ehrlich gesagt nicht so richtig im Osten oder im Westen zuhause und damit auch nicht wie jemand, der „weggegangen“ oder „zurückgekehrt“ ist. Hier ist man irgendwie in beiden Welten zuhause.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Ich gestalte die Zukunft durch die Themen, die ich als Journalistin beackere: Ob im Radio als Moderatorin, die ihren Hörer*Innen interessante Themen oder Menschen vorstellt – konstruktiv und kritisch. Oder als ZDF-Reporterin, indem ich versuche, das Land Brandenburg in all seinen Facetten abzubilden – fernab der Klischees.
Und ich gestalte im Privatleben die Zukunft – ganz konkret die von Salwa, einer 16-jährigen Schülerin: Wir treffen uns regelmäßig als eines von vielen Mentorenpaaren der Neuköllner Bürgerstiftung und lernen dabei immer sehr viel voneinander.

  • 1986

    Bad Langensalza

  • Frankreich

  • Senegal

  • Südafrika

  • Heute

    Berlin

Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?

2 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Die DDR-Vergangenheit meiner Familie hat natürlich auch mich geprägt hat, vor und nach dem Mauerfall und bis heute. Trotzdem fühle ich mich nicht spezifisch „ostdeutsch“, sondern – wenn überhaupt – eher europäisch. Denn mein Leben ist geprägt von Menschen aus allen Himmelsrichtungen und meine ostdeutsche Herkunft spielt da meist keine Rolle. Einzige Ausnahme: Wenn ich die Entstehungsgeschichte meines Vornamens erklären darf. ;)

Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?

Ich war drei, als die Mauer fiel, und Brüche gab es in den Biografien meiner Eltern damals nicht. Ich dachte deshalb lange, das Ost-Thema würde mich nicht betreffen. Heute sehe ich das anders: Durch viel Unkenntnis und negative Berichterstattung über „den Osten“ ist es mir wichtiger geworden, zu erklären und vermitteln. Dabei hilft mir meine Herkunft, denn im Mikrokosmos meiner Familie findet sich viel von dem wieder, was überall im Osten Thema ist: Wegzug in den Westen, Rückkehr in den Osten, Jobverlust, AfD-Sympathien. Aber neben dem Bekannten passiert auch vieles, was mich positiv überrascht – und beides beeinflusst mein Denken.

Was wünschst du dir für Ostdeutschland?

Ich wünsche mir mehr Verständnis auf beiden Seiten, in West und Ost. Damit das möglich wird, braucht es mehr Austausch – zwischen Kindern und Jugendlichen, zwischen Lehrerinnen, Journalisten, Künstlerinnen, allen Gruppen. Fahrt rüber! Redet miteinander! Lernt voneinander!
Ich wünsche mir auch mehr „Gundermann“ und weniger „Goodbye Lenin“. Mehr Grautöne und weniger Klischees und Reflexhaftigkeit. Mehr Geduld und weniger schnelles (Ver-)Urteilen. Wenn wir uns gegenseitig mehr Raum zum Zuhören geben würden, wäre schon viel gewonnen.