Wir sind der

Osten

Nazanin Zandi

Nazanin Zandi ist 1973 in Kerman (Iran) geboren und später nach Ostdeutschland gezogen.

Rübergemacht: Nazanin ist Illustratorin, kulturelle und politische Bildnerin sowie künstlerische Projektleiterin und wohnt aktuell in Dresden.

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Foto: Bianca Seidel

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Weshalb hast du in den Osten rübergemacht?

1994 bin ich wegen eines Austausches an der TU Dresden in Architektur gekommen und habe mich in einen sehr ostdeutschen jungen Mann verliebt.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Ich bringe mit meinen biografischen Comicworkshops Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, zusammen und fördere den Dialog und das Zuhören.

  • 1973

    Kerman

  • Brighton

  • Florenz

  • Paris

  • HEUTE

    Dresden

Glaubst du, Menschen in Ostdeutschland können besser mit Veränderungen bzw. Wandel umgehen?

2 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich ostdeutsch?

Ich fühle mich hier nicht zugehörig, weil meine Kinder und ich in den letzten Jahren immer mehr Anfeindungen, Ablehnung und schlechte Laune erleben.

Welche Erfahrungen hast du in Ostdeutschland gemacht?

Es wurde am Anfang mit Offenheit reagiert, meine Familie hat mich unterstützt. Vor Ort bin ich in den ersten Jahren (ab 1994) von einer großen Menge junge Menschen mit offenen Armen empfangen und mit viel Begeisterung für mein „Anderssein“ akzeptiert worden. Später wurden meine Familie und ich immer öfter abgelehnt und als fremd wahrgenommen.

Glaubst du, Westdeutsche hatten nach der Wiedervereinigung im Osten Vorteile?

Das reichere Westdeutschland hat sehr viel von dem billigen „Verkauf“ des ostdeutschen Teils profitiert. Nach so vielen Jahren würde ich mir aber auch wünschen, dass Ostdeutsche sich mehr „aufreißen“ und aus dem Jammertal und aus der Unlebendigkeit und aus der Bitterkeit in ihren Dörfern aufwachen.

Was hast du in Ostdeutschland gelernt?

Die Kraft, alles neu aufzubauen, und die viele Möglichkeiten und offene Türen des Anfangs haben mich begeistert (90er Jahre). Die viele kreative Initiativen an der TU und in meinem Freundeskreis haben mich sehr angezogen. In dem letzten Jahrzehnt (2020er Jahre) fühle ich mich hier aber immer mehr als fremd wahrgenommene Person und distanziere mich dadurch von Ostdeutschland.

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Wenn ich diesen Teil des Landes mit Städten und Dörfern in Italien oder Frankreich vergleiche, wünsche ich mir auf jeden Fall Lebendigkeit, erfüllende Arbeit und demokratisches Denken für alle Orte in Ostdeutschland. Der Frust und die Bitterkeit, die nach der Wende sogar gerechtfertigt sind, und der Abbau von demokratischen und kreativen Trefforten ist für mich der Grund für einen bald zukünftigen Wegzug.