Oleg Shevchenko

Oleg Shevchenko ist Landesvorsitzender der Jusos in Thüringen sowie stellv. Kreisvorsitzender der SPD Unstrut-Hainich und 1995 in Simferopol geboren und in Mühlhausen aufgewachsen.

Rübergemacht: Oleg wohnt aktuell in Mühlhausen.

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Weshalb bist du rübergemacht?

Ich wohne seit dem Umzug nach Deutschland in Thüringen. Hier bin ich aufgewachsen, habe hier Abi gemacht und studiert. Seit dem Masterabschluss arbeite ich in Thüringen und habe nicht vor dem Freistaat den Rücken zu kehren. Hier leben meine Familie und viele meiner Freunde, hier habe ich kurze Wege und hier engagiere ich mich gern politisch. Wir haben es selbst in der Hand, den Osten zu einem noch besseren Ort zu machen. Und es ist auch klar: Ich will Thüringen nicht den Rechten überlassen.

Was hat dich motiviert, politisch aktiv zu werden?

Ich habe schon zu Schulzeiten gemerkt, wie ungerecht die Bildungschancen in Deutschland sind, wenn die Eltern keine Kohle haben. Meine Eltern hätten sich keine Nachhilfe leisten können. Die Bildungsstreiks 2009 haben mich bestärkt. Ich bin 2009 Mitglied der Jusos geworden und kämpfe seitdem für das echte sozialdemokratische Aufstiegsversprechen für alle.

Wie überzeugst du junge Menschen, in Ostdeutschland zu bleiben und vor Ort die Zukunft zu gestalten?

Der Osten hat so viel Potenzial, hier Platz zum Erproben: ob Kulturinitiativen, neue Formen der Stadt- und Dorfentwicklung oder die Gründung von Start-ups mit sehr innovativen Wissenschaftsstandorten. Wenn du Lust auf Stadt hast, dann sind pulsierende, wachsende Städte wie Leipzig, Erfurt oder Jena etwas für dich. Wenn du Lust auf Familie hast, dann gibt es überall eine gute Versorgung mit Kindergartenplätzen. Du hast hier Natur ohne Ende und wunderschöne kleine Städtchen zum Verlieben (wie beispielsweise Mühlhausen!).

  • 1995

    Simferopol

  • 2021

    Mühlhausen

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Meine Eltern hatten einen ähnlichen Bruch im Lebenslauf gehabt, wie die DDR-Bürger nach der „Wende“. Die Transformationsprozesse waren ähnlich, ich lebte erst in Simferopol, später in Mühlhausen in einer Platte. In der Schule hieß es schon, dass, wenn du was erreichen willst, du am besten in den Westen gehen solltest. In meinem ersten Job in der Verwaltung eines Landkreises habe ich dann weniger Geld für die gleiche Arbeit verdient als die Menschen, die 30 km von Mühlhausen entfernt gearbeitet haben. Und habe obendrauf eine Stunde pro Woche länger gemacht. Wie kann man sich da nicht als Ossi fühlen?

Weshalb gibt es noch immer weniger parteipolitisches Engagement in Ostdeutschland und wie möchtest du das ändern?

Als Vorsitzender eines Jugendverbandes einer Partei möchte ich natürlich viele Neumitglieder werben. Doch das ist nicht ganz einfach. Zum einen gibt es die Parteikultur im Osten noch nicht so lange wie im Westen. Zwar sind junge Menschen viel politischer geworden, jedoch möchten sich immer weniger mit einer Mitgliedschaft binden und bevorzugen eher ein projektorientiertes Engagement. Wir versuchen durch neue, auch unverbindlichere Formate junge Menschen für eine Mitgliedschaft zu überzeugen. Im Zeitalter der Pandemie sind durch die Normalisierung von Videokonferenzen sicherlich weitere Hürden gefallen.

Was machst du, damit Ostdeutsche bessere Chancen haben?

Als überzeugtes Gewerkschaftsmitglied versuche ich immer wieder Menschen von den Vorteilen starker Gewerkschaften im Osten zu überzeugen. Umso stärker die Gewerkschaften, umso besser werden unsere Arbeitsbedingungen. Gleichzeitig halte ich auch eine Debatte über eine Ostquote für total wichtig. Denn es gilt weiterhin: Bist du aus Westdeutschland, hast du im Osten die besseren Karrierechancen. Das halte ich für ein riesen Problem. Ich halte die Repräsentanz in Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft auch deshalb für wichtig, weil ostdeutsche Perspektiven zu häufig nicht berücksichtigt werden.

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Ich wünsche mir, dass sich die Nazis hier nicht mehr wohlfühlen. Ich wünsche mir, dass wir schneller die Gleichheit der Lebensverhältnisse erringen und dass die Schritte bis dahin zum gesellschaftlichen Konsens werden und nicht jedes Mal einen Kampf erforderlich machen.