Oliver Drotbohm
Oliver Drotbohm ist Senior Principal Software Engineer und 1983 in Forst/Lausitz geboren.
Zurückgekehrt: Oliver lebt heute in Dresden.
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Weshalb bist du zurückgekehrt?
Ich bin durch einen Studiengangswechsel 2004 nach Mannheim gegangen um dort Software- & Internet Technology fertig zu studieren. Danach erste Arbeitserfahrung in Karlsruhe und Stuttgart. Nach meinem Arbeitgeberwechsel, der mir erlaubt hat vollständig im Homeoffice zu arbeiten, war es quasi egal wo genau ich wohne und so kam dann 2009 der Schritt zurück in die Heimat, in den näheren Umkreis der Familie und der Idee ja auch hier wirken zu können, Dinge voranzutreiben.
Wie gestaltest du die Zukunft?
Ich arbeite für die Firma Pivotal an Open-Source Software auf der Applikationen von u.a. Apple und Netflix basieren, mit der aber auch deutsche Automobilhersteller, Banken, Versicherungen und Verwaltungen arbeiten, ebenso wie gemeinnützige Organisationen wie SeaWatch.
Es ist spannend zu sehen, wie die eigene Arbeit gleichermaßen im Großen und im Kleinen wirkt, man so auf der einen Seite Millionen Endnutzer weltweit erreicht, aber auch gleichzeitig Freunde und Bekannte.
Weiterer, wichtiger Baustein ist die ehrenamtliche Begleitung des Softwarepraktikums am Lehrstuhl für Softwaretechnik der TU Dresden um für eine lebendige IT Landschaft abseits der üblichen Leuchttürme zu sorgen.
Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Durch die Arbeit in sehr internationalem Umfeld verlaufen die Kulturgrenzen für mich eher an Kontinenten entlang als an einer historischen aber heute eigentlich obsoleten, willkürlichen Grenze.
Meine Frau und ihre Familie stammen aus der Eifel, unsere Tochter ist hier in Dresden geboren. Wir haben uns bewusst für das Leben hier entschieden, einfach weil uns die Stadt gefällt. Verbunden fühle ich mich aber hauptsächlich mit der europäischen Idee, einem bunten Mix aus Kulturen und verschiedener Geschichte. Die Ostdeutsche ist ein wichtiger Teil dieser, aber eben nur Teil und damit eher Verbindung des Lokalen ins große Ganze.
Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?
Ich denke, die Wende hat meinem Naturell, Dinge selbst zu initiieren und einfach anzugehen, in die Karten gespielt. Softwareentwicklung ist abstrakt gesagt das Erschaffen von Funktionalität aus dem Nichts, weitestgehend ohne Beschränkung der Kreativität. Einfach selbst bauen, was man gern hätte, es aber so noch nicht gibt. Das ist in gewisser Weise DDR Mentalität, das Ausmaß an Möglichkeiten und Zusammenarbeit wäre aber sicher im damaligen System so nicht möglich gewesen. Daher bin ich dankbar für die Möglichkeiten, die sich mir durch die Wende geboten haben und immer wieder bieten.
Was wünscht du dir für Ostdeutschland?
Ein offen Bleiben. Dass sich wieder so etwas wie Aufbruchstimmung breit macht. Es ist so viel Positives passiert in den letzten 30 Jahren. Das sollte (mehr) gesehen werden, gerade von den Ostdeutschen selbst. Gleichzeitig gibt es noch große strukturelle Herausforderungen, aber auch so viel ungehobenes Potential, mit dem es gilt zu arbeiten. Packen wir’s an!