Paul-Philipp Braun
Paul-Philipp Braun ist Freier Journalist und Fotograf und 1996 in Friedrichroda geboren, in Eisenach aufgewachsen.
Geblieben: Paul-Philipp wohnt aktuell in Erfurt.
Foto: Julia Bornkessel.
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Weshalb bist du geblieben?
Was ist der Osten? Irgendwie ein abstraktes und doch ganz konkretes Gebilde. Und doch ist es ein Landstrich, ein Bundesländer-Konglomerat, das viele Ansätze bietet, das neu und doch gar nicht neu ist. Erfurt ist eine wirklich schöne kleine Großstadt, die ziemlich genau in der Mitte Deutschlands liegt. Hier ist das Leben oft beschaulich, provinziell und nett und doch ist man in weniger als zwei Stunden in Berlin, in zweieinhalb Stunden in München oder in Frankfurt. Beste Lage – egal, ob Osten oder nicht.
Wie gestaltest du die Zukunft?
Mein Beruf ist es, Geschichten zu erzählen – in Text und Bild. Es sind oft Geschichten, die wachrütteln und aufmerksam machen sollen, manchmal aber auch Geschichten die Mut machen. Diesen Mut brauchen wir, um die Zukunft zu gestalten und zu zeigen, was alles geht – wenn wir nur wollen.
Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Als ich geboren wurde, war die DDR längst Geschichte – für mich. Für viele Menschen in meiner Umgebung war sie Realität ihres vergangenen Lebens. Ich bin in einer post-sozialistischen Gesellschaft aufgewachsen, in der die meisten Menschen durch den real existierenden Sozialismus tief geprägt waren und diese Prägung weitergaben. Deshalb fühle ich mich manchmal ostdeutsch, zumindest wenn es um meine Erziehung und die erste Zeit meines Lebens gilt.
Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?
Die ersten Jahre meines Lebens haben auch bei mir elementare Grundsteine im Denken, Fühlen und Handeln gelegt. Wenn ich mich heute mit Menschen aus den vermeintlich Alten Ländern unterhalte, spüre ich die Unterschiede: Ich war schon als Winzling in der Kinderkrippe, wenn wir über die (dann schon längst nicht mehr vorhandene) innerdeutsche Grenze fuhren, betonten meine Eltern das und auch die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen in der Mitte Deutschlands bestimmen mein Leben bis heute. Und meine Herkunft beeinflusst meinen Blick auf viele, die in den 1990ern mit der sogenannten „Buschzulage“ in die ehemalige DDR kamen und versuchten, hier ein System neu zu etablieren.
Was wünscht du dir für Ostdeutschland?
Dass wir irgendwann nicht mehr über Ost- und Westdeutschland sprechen müssen – zumindest nicht außerhalb des Geschichtsunterrichts.