Philine Erfurt Sandhu
Dr. Philine Erfurt Sandhu ist Wissenschaftlerin und Beraterin und 1983 in Leipzig geboren, hat. später in Kanada, Frankfurt am Main und Großbritannien gelebt.
Zurückgekehrt: Philine wohnt heute in Berlin.
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Wie gestaltest du die Zukunft?
Wir befinden uns in großen demographischen, ökologischen und technologischen Transformationsprozessen, für die es zur Bewältigung vielfältig aufgestellte Führungsteams braucht. Mittels Forschung und der Leitung eines Führungsentwicklungsprogramms an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin und mittels Beratung, z.B. für das Bundesfamilienministerium, unterstütze ich Individuen und Organisationen darin, wie sie sich vielfältig an ihrer Spitze aufstellen und wie sie diese Diversität produktiv nutzen können.
Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Ich lebe viele Identitäten, z.B. als Mutter, als Berlinerin, als Europäerin, als Wissenschaftlerin, als Deutsche, als Seminarleiterin oder als Tänzerin. Meine ostdeutsche Idendität wird aktiviert, wenn ich die Statistiken zur Herkunft von deutschen Topmanagern sehe. Nur ein Prozent aller Vorstandsmitglieder großer deutscher Unternehmen haben eine ostdeutsche Sozialisation! Die mangelnde Repräsentation Ostdeutscher in diesen Entscheidungspositionen ist für mich ein deutliches Indiz für eine anhaltende Benachteiligung ostdeutscher Biographien, auch 30 Jahre nach dem Mauerfall. Dieses Missverhältnis empört mich, sowie auch die fehlende gesellschaftliche Debatte darüber.
Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?
Ich habe von meinen Eltern gelernt, dass ich großen Umbrüchen und Transformationsprozessen nicht ausgeliefert bin, sondern sich darin immer wieder neue Wege finden.
Was wünschst du dir für Ostdeutschland?
Dafür erzähle ich eine kurze Geschichte: Vor der Wende spielten wir Kinder aller Hinterhöfe gemeinsam. Aus den verschiedenen Mehrfamilienhäusern kamen wir zusammen. An den Fall der Mauer ’89 erinnere mich kaum, jedoch daran, dass in den Jahren danach zwischen den Höfen Zäune hochgezogen wurden, denn ein neues Wirtschaftssystem hielt Einzug und Privatbesitz wurde markiert. Welche Symbolik! Die Mauer fiel, aber Zäune wurden errichtet und trennten uns. Was ich mir für Ostdeutschland wünsche, wünsche ich auch anderen Teilen der Erde: Dass wir weniger Zäune oder Mauern bauen – real oder im Kopf, sondern schauen, was uns verbindet.