Philipp Rubach

Philipp Rubach ist Lehrer für Sonderpädagogik sowie parteiloser Direktkandidat (Die Linke) zur Bundestagswahl 2021 in Nordsachsen. Er ist 1996 in Weimar geboren und in Dresden aufgewachsen.

Status: Philipp wohnt aktuell in Leipzig.

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Weshalb bist du geblieben?

Nach meinem Abitur 2015 bin ich im Osten geblieben, weil ich gerne hier lebe. Meine Familie und meine Freunde wohnen hier. Mich hat es immer gereizt die Potenziale des Ostens zu entdecken und sich hier politisch zu engagieren.

Im Herbst 2019 bin ich für ein halbes Jahr nach Athen gegangen, um dort zu studieren und mich mit der Finanz- und Bankenkrise 2008 zu befassen. Ähnlich wie in Ostdeutschland nach der Wende fand auch in Griechenland infolge der Krise ein Ausverkauf statt. Der (west-)deutsche Flughafenbetreiber Fraport übernahm gleich 14 griechische Flughäfen. Die Treuhand wurde für die EU 2015 zum Vorbild.

Was hat dich motiviert, politisch aktiv zu werden?

Zur Bundestagswahl 2021 kandidiere ich nun als parteiloser Direktkandidat für DIE LINKE im Wahlkreis 151 – Nordsachsen. Seit knapp zehn Jahren bin ich nun schon ehrenamtlich politisch aktiv. Egal ob die Jugendgruppe, die ich während meiner Schulzeit gegründet habe, um Bundeswehr-Jugendoffiziere von unserer Schule fernzuhalten, die tollen Aktionen von „Dresden-Nazifrei“, die viele von uns politisiert haben, mein Praktikum in der Sozialen Arbeit bei der Diakonie Dresden mit Kindern und Jugendlichen oder das halbe Jahr, in dem ich für die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Berlin arbeiten durfte.

Wie überzeugst du junge Menschen, in Ostdeutschland zu bleiben und vor Ort die Zukunft zu gestalten?

Als Reaktion auf das Bundestagswahlergebnis 2017 habe ich im Freundeskreis die Initiative „Aufbruch Ost“ gegründet, um den solidarischen Osten sichtbar zu machen. Mit dem Ziel, für Selbstermächtigung zu streiten und die Politik wieder näher zu den Menschen zu bringen. „Aufbruch Ost“ engagiert sich über die Stadtgrenzen von Leipzig hinaus für die Belange des Ostens, etwa in Form von Marktplatzgesprächen oder in der Unterstützung gewerkschaftlicher Proteste. Das mediale Echo ist groß, Zeitungen titeln: „Den jungen, wilden Ostdeutschen gelingt etwas, an dem Parteien und Politiker verzweifeln.“

  • 1996

    Weimar

  • Dresden

  • Athen (Griechenland)

  • 2021

    Leipzig

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Wenn es in deiner Familie kaum ein Kaffeetrinken gibt, bei dem die Abwicklungsprozesse nach der Wende kein Thema sind.

Wenn ostdeutsche Arbeitnehmer pro Jahr im Schnitt fast 5.000 Euro weniger Lohn als im Westen erhalten und das obwohl sie im Schnitt 56 Stunden mehr arbeiten.

Wenn nur 1,7 Prozent der Spitzenpositionen auf Bundesebene von Ostdeutschen besetzt sind.

Wenn PEGIDA mit dem Ruf „Wir sind das Volk“ durch deine Stadt läuft.

Wenn die AfD bei Wahlen im Osten mehr als doppelt so viele Prozente wie im Westen erzielt.

Wenn du trotzdem gerne an die Ostsee fährst, dir die Menschen am Herzen liegen, du aber den Rechten nicht das Feld überlassen willst.

Dann streitest Du für Deinen Osten.

Weshalb gibt es noch immer weniger parteipolitisches Engagement in Ostdeutschland und wie möchtest du das ändern?

Es gibt gute Gründe, warum ich parteilos bin. Im Osten ist jede Wahl eine zwischen Pest oder Cholera. In den vergangenen Jahrzehnten hat eine massive Entfremdung der Menschen gegenüber Eliten, Medien und Massenorganisationen stattgefunden. Es sind vor allem die Spuren des Neoliberalismus, der Vereinzelung und des immer wieder enttäuschten Vertrauens, die dazu führten, dass sich viele Menschen in die kleinsten Keimzellen ihres Lebens, in ihre Familien und Kleingärten zurückgezogen haben und nur schwer für parteipolitische Zwecke zu gewinnen sind. Ich möchte den Menschen wieder eine Stimme geben und werde mich daher für mehr direkte Demokratie stark machen.

Was machst du, damit Ostdeutsche bessere Chancen haben?

Mit meiner Kandidatur möchte ich mutig voranschreiten und die Ideen von „Aufbruch Ost“ in den Bundestag tragen. DIE LINKE will eine Lohnoffensive Ost und eine sofortige Angleichung der Ostrenten zu 100 Prozent auf Westniveau. Wir fordern ein Transformationszentrum in Ostdeutschland und ein (Re-)Industrialisierungsprogramm Ost, um die Entstehung klimagerechter Arbeitsplätze zu fördern. Wir wollen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ostiger machen. Wir schlagen ein Förderprogramm »Jedes Dorf braucht einen Laden!« vor, wollen ein Sanierungsprogramm für stillgelegte Bahnstrecken, lebendige Bahnhöfe als Orte der Begegnung und flächendeckendes Breitbandinternet für einen zukunftsfähigen Osten.

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Einen selbstbewussteren Umgang mit der eigenen Identität: Wir sind ostdeutsch – und das ist auch gut so. Ostdeutschland ist ökonomisch nicht besonders gut aufgestellt, hat aber trotzdem Potenzial, weil hier vieles im Kleinen entsteht und der Zwang zur Perfektion bewusst abgelehnt wird: Von den zahlreichen Garagen, in denen wild an der „Simme“ rumgeschraubt wird, über fantastische Fußball-Choreos u.a. mit der selbst genähten und letztlich größten „Blockfahne“ Europas bei Dynamo Dresden bis hin zur „Noch nicht komplett im Arsch-Tour“ von Feine Sahne Fischfilet – es ist das Selbstgemachte, das den Osten zum Leuchten bringt. Für mich steht fest: The future is east!