Philipp Sälhoff
Philipp Sälhoff ist Geschäftsführer von polisphere (Beratungsnetzwerk) und 1986 in Ueckermünde geboren, hat später in Lüneburg und Hamburg gelebt.
Zurückgekehrt: Philipp wohnt heute in Berlin.
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Weshalb bist du zurückgekehrt?
Für mich war relativ schnell klar, dass ich in der Region, in der ich aufgewachsen bin, begrenzte Möglichkeiten habe. Besonders die Perspektivlosigkeit und die Frustration, die in der Luft lagen, wirkten lähmend auf meine Ideen für meine persönliche Zukunft. Für viele meiner Freunde war diese Entscheidung ebenso klar und die meisten gingen in die mehr oder weniger nahe gelegenen Großstädte Hamburg, Berlin oder Rostock. Viele blieben aber auch. Für mich war Berlin nach Lüneburg und Hamburg dann ein Stück Wiederkommen: Durch meinen Vater und meinen Bruder war ich seit meiner Kindheit oft hier. Mit seiner freundlich-schizophrenen Art ist Berlin für mich außerdem eine Art Hommage an den Osten.
Wie gestaltest du die Zukunft?
In meiner Arbeit geht es vor allem darum, Politik, demokratische Praxis und am Ende auch gesellschaftspolitische Teilhabe zeitgemäßer zu gestalten. Das heißt, den politischen Betrieb näher an Menschen zu bringen, ihn besser zu erklären und zu vermitteln. Vor allem durch die Potenziale neuer Technologie.
In Bezug auf Ostdeutschland und anknüpfend an die vorherige Frage sehe ich meine Rolle als Übersetzer und Mittler zwischen zwei Gesellschaftsteilen, die gerade auseinanderdriften. In Ostdeutschland genauso wie in Teilen von Westdeutschland, dem amerikanischen Rust Belt oder deindustrialisierten Regionen in Großbritannien oder Frankreich – kurzum: überall auf der Welt.
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Für mich ist das „ostdeutsch sein“ keine relevante Dimension meiner Persönlichkeit im Hier und Jetzt. Zwar bin ich mir meiner Herkunft bewusst und habe sie zu keinem Zeitpunkt verleugnet, doch für mein jetziges Leben und meine politische Arbeit ist das Attribut „ostdeutsch“ nicht mit Leben gefüllt. Für mich ist die Frage nach gesellschaftlichem Zusammenhalt zentraler. Die hat zwar eine Ost-West-Komponente, aber eben auch noch viele andere.
Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?
Gerade in den aktuellen Debatten über das vermeintlich überraschende Erstarken des Rechtspopulismus – insbesondere in Ostdeutschland – wird mir meine Geschichte sehr bewusst. Einerseits weil ich, seit ich denken kann, immer mit rechtsradikalen Strukturen in Ostdeutschland konfrontiert war, teilweise mit sehr handfesten, und das gerade alles so mäßig überraschend finde. Andererseits weil mir meine eigene Biografie, die Geschichten und Menschen von damals, ein besseres Verständnis des Phänomens ermöglichen. Es gibt nicht „die eine“ Erklärung für das Wahl- und Sozialverhalten in Ostdeutschland, das sollte mittlerweile jedem klar sein.
Was wünscht du dir für Ostdeutschland?
Ideen, Schaffenskraft und Zutrauen. Und das vor allem aus sich heraus. Das Potenzial ist da, daran glaube ich ganz fest.