Wir sind der

Osten

Radwan Alhalak

Radwan Alhalak ist 1995 in Damaskus geboren und später nach Ostdeutschland gekommen.

Rübergemacht: Radwan wohnt aktuell in Halle, wo er als Musiker tätig ist.

Foto: Hazem Abuammar

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Weshalb hast du in den Osten rübergemacht?

Nachdem ich bereits ein Jahr in Damaskus studiert hatte, erhielt ich einen Einberufungsbefehl für die Armee. Für mich war klar, dass ich niemals in kriegerische Aktivitäten verwickelt sein wollte. Ich hab also das Land verlassen. Mein Bruder war bereits vor mir nach Halle gezogen, deshalb war die Stadt in Deutschland für mich der erste Anlaufpunkt.

Nachdem ich hier die deutsche Sprache gelernt hatte, musste ich entscheiden, wo ich mein Studium fortsetzen wollte. Meine Schwester lebte zu dem Zeitpunkt in Hamburg und versuchte mich zu überzeugen, zu ihr zu ziehen. Für sie war Ostdeutschland vor allem fremdenfeindlich. Gerade aber dieses Bild vom Osten hat mich schließlich dazu bewogen, hier zu bleiben, um mit Menschen (durch meine Musik) in Kontakt treten und Brücken schlagen zu können.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Ich gestalte die Zukunft durch mein vielfältiges musikalisches Engagement. Zum einen habe ich eine eigene Band gegründet, mit der ich orientalische und westliche Musik zu mischen versuche. Damit möchte ich Menschen in (Ost-)Deutschland die Musik meiner Heimat näher bringen und ihnen einen Zugang zu meiner Kultur verschaffen. Zum anderen bin ich als Musiker in vielen Theaterprojekten der Bühne Halle aktiv (zuletzt in der Inszenierung „Vögel“). Diese Projekte setzen sich gegen Rassismus ein und plädieren für eine offene Gesellschaft.

  • 1995

    Damaskus

  • 2020

    Halle

Glaubst du, Menschen in Ostdeutschland können besser mit Veränderungen bzw. Wandel umgehen?

3 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich ostdeutsch?

Nein. Ich definiere meine Identität nicht über das Land, in dem ich geboren bin oder in dem ich wohne. Ich fühle mich hier sehr wohl. Aber meine Identität ist flexibel und verändert sich abhängig davon, welchen Menschen ich begegne. Da ich mich mit Menschen unterschiedlichster Kulturen umgebe, empfinde ich auch meine Identität als komplex und vielseitig.

Glaubst du, Westdeutsche hatten nach der Wiedervereinigung im Osten Vorteile?

Für die Westdeutschen war die Distanz zum neuen Land nicht so groß.

Was hast du in Ostdeutschland gelernt?

Ich habe gelernt, zu respektieren, dass Menschen unterschiedliche Meinungen haben, und mich mit diesen Meinungen so auseinanderzusetzen, dass Kompromisse gefunden werden können.

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