Wir sind der

Osten

Roland Altenburger

Roland Altenburger ist Journalist, Autor, Dozent und Veranstalter und 1968 in Elsterwerda geboren.

Gegangen: Roland wohnt aktuell in Wannweil.

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Weshalb bist du gegangen?

Meine Eltern sind im Jahr meiner Geburt von Polen/Oberschlesien in die DDR eingewandert. Damals warb die DDR in Polen unter den Schlesiern um Arbeitskräfte. In Polen waren meine Eltern die Deutschen und in der DDR plötzlich die Polen. „Auswandern“ liegt somit quasi in meinen Genen, obwohl ich zu DDR-Zeiten gar nicht das Ziel hatte, auszuwandern. Da ich mich weigerte, regulär zur NVA zu gehen, wurde ich 1984 vom Gymnasium gefeuert, durfte kein Abi machen und auch nicht studieren. In den Westen bin ich nach der Maueröffnung, weil ich noch vor dem Ende der DDR einen Einberufungsbefehl für die NVA bekam. Somit blieb ich also doch der „Familientradition“ treu.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Als Journalist erzähle ich beruflich am liebsten Alltagsgeschichte, die die Vielfalt unserer Wirklichkeit widerspiegeln. Als Mitbetreiber des „Musenstall5“ war es (bis zur momentanen pandemiebedingten Schließung) mein Ansinnen, Kunst und Kultur auch in die Provinz zu bringen. Und seit 25 Jahren produziere ich eine monatliche Radiosendung beim Querfunk in Karlsruhe. In „Orsinos Lied“ lasse ich den Reichhaltigkeit der Musikstile dieser Welt erklingen.

  • 1968

    Elsterwerda

  • 2020

    Wannweil

Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?

5 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Durch die Herkunft meiner Eltern gehörte ich eh nie 100 Prozent dazu. Der Umgang der Parteigenossen und Stasileute mit mir hat auch nicht zu mehr Verbundenheit geführt. Und nun lebe ich sowieso schon mehr als die Hälfte meines Lebens in Südwestdeutschland. Klar, ich fühl mich auch nicht als Schwabe, was ich ja auch nicht bin. Ich weiß nicht mal, ob ich mich wirklich als Deutscher fühle, Mitteleuropäer fühlt sich für mich besser und richtiger an.

Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?

Der kreative Umgang mit Mangel und das Wissen, dass der wahre Reichtum in einem selber steckt, dies hat mir meine Kindheit und Jugend in der DDR gelehrt. Und dass man immer entscheiden kann: Werde ich Mitläufer oder mach ich mein Ding, auch auf die Gefahr hin, Nachteile in Kauf zu nehmen. Mitgenommen habe ich auch, dass nicht jede kleine Katastrophe den Weltuntergang bedeutet und es irgendwie immer weiter geht.

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Ich wünsche mir für Ostdeutschland mehr Selbstbewusstsein und Selbstachtung und weniger Selbstmitleid und Selbstüberhöhung.