Sabine Kirst
Sabine Kirt ist Referentin Medienbildung und 1980 in Dresden geboren, hat später in Brüssel und Gütersloh gelebt.
Zurückgekehrt: Sabine lebt heute in Dresden.
Foto: Katharina Knaut
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Weshalb bist du zurückgekehrt?
Gegangen bin ich, weil das Thema meiner Magisterarbeit zum damaligen Zeitpunkt aktuell war und eine Stiftung Interesse daran hatte und mir Mitarbeit in Projekten anbot. Von dort bin ich nach Brüssel gegangen und habe in EU-Projekten gearbeitet. Zurück gekommen bin ich wegen der Liebe und um näher bei meiner Familie sein zu können.
Wie gestaltest du die Zukunft?
Ich habe jeden Tag mit unterschiedlichen Menschen zu tun. Sie für Medien zu begeistern, sie kritisch zu hinterfragen und selbst souverän zu gestalten, ist eine sehr interessante und sehr schöne Aufgabe. Nur wer sich im Dickicht von Informationen zurecht findet, kann begründete Entscheidungen treffen und sich eine Meinung bilden.
Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Ost oder West ist für mich persönlich nicht wichtig. Für meine Kollegen in Gütersloh war es schon teilweise komisch, von „Broiler“ oder „Spinnefixen“ zu hören. Da war bei manchen eine gewisse Arroganz dabei, wenn sie sich darüber lustig machten. Für mich zählte jedoch immer die inhaltliche Arbeit und die habe ich auf den Punkt geliefert. Verbale Spitzen habe ich an mir abprallen lassen und je nach Absurditätsgrad mit dem gleichen Maß an Absurdität beantwortet. :-) Ich kann nichts für meinen Geburtsort, warum sollte der Ort meiner Geburt darüber bestimmen, wer ich bin, sein werde oder was ich erreichen kann?
Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?
Die Wende habe ich erlebt, da war ich 9/10 Jahre alt. Als Kind nimmt man das ganz anders war als die Eltern. Die hatten es sicherlich auch vor der Wende nicht immer leicht. Als meine Eltern dann arbeitslos waren, war das eine einschneidende Erfahrung für mich als Kind: Umschulungen, Fortbildungen, Bewerbungen. Und dann Misserfolge, Vorstellungsgespräche, Erfolge und eine neue Arbeitsstelle. Das hat mir gezeigt, dass man auch mal „die Backen“ zusammenkneifen muss und dran bleiben muss. Das hat mir später während meiner eigenen Phase ohne Erwerbstätigkeit enorm geholfen, nicht die Zuversicht zu verlieren. Auch wenn es schwer war. Ob das jetzt typisch für eine „ostdeutsche Herkunft“ ist?
Was wünschst du dir für Ostdeutschland?
„Ich wünsche mir, dass die Menschen hier anerkennen, dass sie durch die Wende auch so etwas wie Migrationserfahrung haben. Was könnten wir in Ostdeutschland gewinnen, wenn wir uns alle die Frage stellten, warum sich die Privilegierung anderer für einen selbst fast immer wie Benachteiligung anfühlt. Ein bisschen mehr Stärke und Selbstbewusstsein wäre wünschenswert; und damit meine ich nicht, denen hinterher zu laufen, die am lautesten sind und vermeintlich einfache Parolen mit vermeintlich einfachen Lösungen vermischen. Dieser Hass und diese Hetzerei ist peinlich und tut mir wirklich im Herzen weh. Ostdeutschland kann und ist mehr.
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