Sebastian Hüller
Sebastian Hüller ist Informatiker sowie Schatzmeister im Landesvorstand der Grünen Jugend in Mecklenburg Vorpommern und 2000 in Hendstedt-Ulzburg geboren und in Witzin aufgewachsen.
Geblieben: Sebastian wohnt aktuell in Teterow.
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Weshalb bist du geblieben?
Ich bin geblieben, weil ich Arbeit gefunden habe, weil ich die Landschaft so schön finde und mir die Nähe zu meiner Familie wichtig ist. Vielleicht ist die Bequemlichkeit auch ein Motivator gewesen, man kennt sich und mag sich auf dem Land. Der ehemalige Osten ist eine besondere Region in Deutschland, hier ist es zu Teilen etwas leer, der kulturellste Ort ist der Edeka und der Späti die Tanke. Diese Sichtweise erzählt aber nur die halbe Wahrheit. Auch trifft man hier wunderbare Menschen, die sich durch Einfallsreichtum und Absparen eine eigene Existenz aufgebaut haben. Noch habe ich das Bedürfnis zu bleiben und meine Region und mein Bundesland positiv mitzugestalten.
Was hat dich motiviert, politisch aktiv zu werden?
Mich haben das Engagement meines Vaters als Bürgermeister und mein eigenes ehrenamtliches im Dorf motiviert. Ich habe angefangen, im Landesverband der Grünen Jugend aktiv zu werden mit 18. Ich habe gespürt, dass hier Menschen vertreten sind, die Lust haben, die Region, das Bundesland weiter nach vorne zu bringen, aktiv mitzugestalten. Das hat mich noch stärker motiviert und nun kommt der Wahlkampf, Pressemitteilungen, Kommentare zur aktuellen Politik, die Organisation von Bildungsveranstaltungen oder dem Beiwohnen des CSD. Es macht auch Spaß, sich im Diskurs mit anderen mit Themen kritisch auseinander zu setzen. Dieser Cocktail an Personen, Gefühlen und Ereignissen bewegt mich bis heute ,politisch aktiv zu sein.
Wie überzeugst du junge Menschen, in Ostdeutschland zu bleiben und vor Ort die Zukunft zu gestalten?
Ein Land von jungen Menschen für junge Menschen. Hier ist leider das altbekannte Henne-Ei Problem am Greifen. Um jungen Menschen mehr Laune auf ihr eigenes Bundesland zu machen, brauchen wir junge Menschen, die die Politik aktiv mitgestalten. Man sieht einen Konflikt. Hier sollte die jetzige Politik mit Weitblick handeln, in Zukunft investieren und die Regionen im Osten so umgestalten, dass ein „Hierbleiben“ auch attraktiv ist. Mehr Kultur, Arbeitsplätze und Infrastruktur. Hierzu zählen Fahrradwege, Busse und Bahnen. Auch Bildung ist maßgeblich für die Region. Ich überzeuge junge Menschen vielleicht mit meinem Engagement, meinen Aktionen oder allein mit dem Versuch, etwas zu verbessern.
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Ich bin ostdeutsch, weil ich hier aufgewachsen bin, weil mich meine Mutter und Oma sehr geprägt haben und weil ich den Humor der Alten mitbekommen habe. Ein Humor, der stark ein „Wir gegen Die“-Gefühl hervorbringt, oder das Gefühl, fremdbestimmt zu sein. In meiner Wahrnehmung ist das aber keine Bedingung für’s „Ostdeutsch-Sein“. „Ostdeutsch“ ist das Zelebrieren der guten Aspekte der früheren Zeit, dem Offen-Lassen der Haustür, den belebten Dörfern und den vielen Bussen. „Ostdeutsch-Sein“ ist kein Rückwünschen der diktatorischen DDR-Zeiten.
Weshalb gibt es noch immer weniger parteipolitisches Engagement in Ostdeutschland und wie möchtest du das ändern?
Generell wäre es schön, mehr allgemeines Engagement in den östlichen Bundesländern zu sehen. Ehrenamt und parteipolitisches Engagement sind für jeden und jede individuelle Belange, es gibt hier keinen Hebel, der einfach gezogen werden kann, um diese Werte zu steigen. Es sollten hierfür die Lebensverhältnisse insgesamt verbessert werden, damit Menschen mehr Zeit hätten, um sich mit ihren Themen auseinanderzusetzen.
Was machst du, damit Ostdeutsche bessere Chancen haben?
Die Grundvoraussetzung für das Gefühl der Gleichbehandlung ist gleiche Bezahlung. Man sollte ansetzen, vor allem tariflichen Arbeiter*innen und staatlichen Angestellten im gesamten Bundesgebiet gleichen Lohn zu zahlen. Hier wurden und werden noch einzeln Unterschiede im Tarifgebiet und Tarifrecht gemacht. Bessere Chancen für den Osten heißt auch gleiche Bildungschancen für alle, eine Anpassung, Erhöhung und die Wichtigkeit des elterlichen Vermögens sollte hier überdacht werden. Viele Menschen sind auf dem Papier „zu reich“ für BaföG, können sich deshalb aber nicht ihr Studium leisten.
Was wünscht du dir für Ostdeutschland?
Ich wünsche mir mehr Zusammenhalt in ganz Deutschland. Ein Gefühl, dass man nach 30 Jahren ein komplettes Land ist und man hier solidarisch die Probleme aller Bundesländer individuell angehen soll.