Wir sind der

Osten

Sebastian Möllmer

Sebastian Möllmer ist Estrichlegemeister  und in Torgau geboren.

Geblieben: Sebastian lebt heute in Zinna.

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Weshalb bist du geblieben?

Nach der Wende sind die meisten mit bestandener Abiprüfung „rüber“ gegangen. Bestimmt 80 Prozent meines Jahrgangs fanden sich in Stuttgart, München oder Frankfurt wieder und alle wurden da mit Kusshand als Lehrlinge aufgenommen.
Als ich seinerzeit „Deutscher Meister“ unseres Handwerkszweigs geworden bin, haben auch bei mir etliche Firmen aus dem Westen angeklopft und wollten mich einstellen, aber mir war die Familie hier immer wichtiger und so habe ich mir zusammen mit meiner Frau in meiner und fern ihrer Heimat etwas aufgebaut.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Die Familien sollten sich wieder besser vernetzen, ihren Kindern zuschauen, wie sie sich gegenseitig fördern und eigene Ideen umsetzen, die auf unglaublich ehrlichen Wünschen beruhen und von uns zum Teil ja wegen des anderen Blickwinkels kaum wahrgenommen werden. Das könnte eine Mission des „bessere Ostens“ sein – und idealerweise macht der Rest einfach mit. Das ist gelebte Demokratie: nicht leicht, manchmal unbequem, immer lohnenswert. Kann ja schließlich jeder mit konstruktiven Ideen mitmachen. Und das zu unterstützen ist mein Hauptziel mit dem Verein Teichminze.

  • Torgau

  • 2019

    Zinna

Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?

3 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Als die Wende kam, war ich 12 – die 30 Jahre sind im wahrsten SInne des Wortes verflogen. Ich hatte nie das Gefühl, was zu verpassen. Als eigene Kinder kamen, haben wir uns natürlich mehr Gedanken darüber gemacht, welche Persepektiven sie mal haben sollen und in was für einer Gesellschaft sie aufwachsen würden. Es gibt ja Tausende Möglichkeiten, sich zu entfalten. Aber es stimmt: der Gemeinschaftssinn geht inzwischen bundesdeutsch abhanden. Nicht zufällig fühlen sich viele auch abgehängt, weil scheinbar nichts für sie getan wird, die unmittelbare Umgebung gerade hier draußen nicht besonders attraktive Verweiloptionen bereit hält. Dagegen etwas zu tun, liegt allerdings wiederum an uns selbst!

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Dass wir bald mal nicht als „Ostdeutschland“ davon reden.