Wir sind der

Osten

Simone Glaß

Simone Glass

Simone Glaß ist 1980 in Gütersloh geboren und später nach Ostdeutschland gezogen.

Rübergemacht: Simone wohnt aktuell in Berlin, wo sie als Diplom-Sozialpädagogin arbeitet.

Foto: Janine Eikelboom

Das Profil teilen:

Weshalb hast du in den Osten rübergemacht?

Ich habe mich für Ostberlin entschieden, da ich erleben wollte, ob die Unterschiede tatsächlich existieren, über die gesprochen werden. Außerdem fand ich es spannend, die Weiterentwicklung der Ostbezirke direkt mitzuerleben.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Ich habe wohnungslose erwachsene Menschen an öffentlichen Orten aufgesucht und versucht, gemeinsam mit ihnen eine Perspektive zu entwickeln und sie bei der Umsetzung zu unterstützen. Hierzu gehörte ebenfalls, Barrieren und Vorurteile in Bezug auf Ost und West abzubauen sowie Zugang zu behördlichen Strukturen zu schaffen und hiermit verbundene Ängste zu reduzieren.

  • 1980

    Gütersloh

  • Heute

    Berlin

Glaubst du, Menschen in Ostdeutschland können besser mit Veränderungen bzw. Wandel umgehen?

3 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich ostdeutsch?

Welche Erfahrungen hast du in Ostdeutschland gemacht?

Ich hätte nicht gedacht, dass das Thema Ost/West in den Kiezen noch so präsent ist und zum Alltag gehört. Solch große Berührungspunkte gab es in den anderen Städten (NRW), in denen ich bisher gelebt habe nicht. Bis auf ein paar Jahre nach der Wende, existierte dieses Thema nur bei gewissen Anlässen.

Glaubst du, Westdeutsche hatten nach der Wiedervereinigung im Osten Vorteile?

Ich glaube, dass es Vorteile durch die Sozialisierung im demokratischen System gab und die Westdeutschen einen freieren Blick auf die Welt hatten. Es existierte mehr Kapital und Entschlossenheit zu investieren. Als Westdeutsche*r musste man sich nicht umstellen, sondern konnte hinzugewinnen, wenn man es wollte. Die Entscheidung lag bei jedem selber.

Was hast du in Ostdeutschland gelernt?

Ich finde es erstaunlich, wie wichtig die Unterscheidungen zwischen Ost und West noch sind, wenn man sich in Deutschland aufhält. Obwohl die Grenzen seit über 30 Jahren geöffnet sind, scheint es eine große Bedeutung zu haben, diese weiter in den Köpfen existieren zu lassen. Dies betrifft auch die Menschen, die nach der Grenzöffnung geboren sind bzw. die Teilung im Kindesalter erlebt haben.

Ich finde es schade, dass meist die negativen Aspekte im Vordergrund stehen.

Was wünschst du dir für Ostdeutschland?

Meiner Meinung sollten wir es als Chance nutzen, unterschiedlich sozialisiert zu sein, und gegenseitig von unseren Erfahrungen profitieren.