Wir sind der

Osten

Sophie Isabelle Kampf

Sophie Kampf

Sophie Isabelle Kampf ist 1991 in Heidelberg geboren und später nach Ostdeutschland gezogen.

Rübergemacht: Isabelle ist Psychologin, Fotografin und Studentin und wohnt aktuell in Weimar.

Foto: Sebastian Drab

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Weshalb hast du in den Osten rübergemacht?

Als ich noch ein Kind war, sind meine Eltern nach Ostdeutschland gezogen. Für das Studium bin ich dann in den Westen. Momentan lebe ich in Weimar, hier habe ich ein Zweitstudium angefangen und plane, mindestens bis zu meinem Abschluss hier zu bleiben.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Durch meine künstlerische Tätigkeit leiste ich mit Ausstellungen und künstlerischen Aktionen meinen Beitrag zur kulturellen Vielfalt des Landes. Ich mache mich außerdem stark für Umweltschutz und einen nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen.

  • 1991

    Heidelberg

  • Rostock

  • Würzburg

  • 2020

    Weimar

Glaubst du, Menschen in Ostdeutschland können besser mit Veränderungen bzw. Wandel umgehen?

2 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich ostdeutsch?

Nein. Ich fühle mich nicht ostdeutsch, obwohl ich einen großen Teil meines Lebens in Ostdeutschland gelebt habe. Ich finde diese Differenzierung, obwohl sie leider immer noch Tragweite hat, zudem etwas irritierend, da wir ja längst in einem vereinten Deutschland leben. Da ich auch Schweizerin bin und bis jetzt an so vielen Orten gelebt habe, fühle ich mich, wenn ich diese Differenzierung treffen müsste, eher westdeutsch, da ich durch meine enge Familie und entfernteren Verwandten, die größtenteils alle aus Süddeutschland stammen, sehr geprägt wurde.

Welche Erfahrungen hast du in Ostdeutschland gemacht?

Meine Erfahrungen sind sehr unterschiedlich gewesen. Ich habe sehr lange Zeit in Rostock gelebt und war anfangs, nachdem ich nach Würzburg gezogen bin, sehr misstrauisch gegenüber der Offenheit und Freundlichkeit der Mitmenschen. Diesen sofortigen herzlichen Umgang zwischen Fremden war ich aus Rostock nicht so gewohnt. In Weimar erlebe ich es etwas anders. Ich lebe hier jedoch auch sehr in der Studierendenblase.

Glaubst du, Westdeutsche hatten nach der Wiedervereinigung im Osten Vorteile?

Die Westdeutschen hatten große Vorteile durch die freie Berufswahl und die individuell wählbaren Bildungswege. Zudem war Westdeutschland wohlhabender und die Menschen konnten sich mehr leisten.

Aktuell gibt es leider immer noch große Unterschiede zwischen Ost und West. Junge Menschen kommen gerne zum Studieren nach Ostdeutschland. Die Aussicht auf einen guten Job und Aufstiegschancen würde ich hier jedoch immer noch als schlechter einschätzen.

Was hast du in Ostdeutschland gelernt?

Ich habe das Gefühl, dass manche Projekte hier noch einfacher realisierbar sind, da es in manchen Bereichen noch keine so festen Strukturen gibt, der Wohnraum relativ günstig ist etc.. Das schafft viel Freiraum für KünstlerInnen.

Die deutsche Geschichte ist in Weimar sehr präsent. Die Vergangenheit des Nationalsozialismus hat hier tiefe Spuren hinterlassen. Von meinem Wohnort ist Buchenwald nur wenige Kilometer entfernt. Die Idylle dieser Kleinstadt und das Mahnmal, das man von vielen Orten in der Stadt sehen kann, haben für mich am Anfang einfach nicht zusammengepasst.

Was wünschst du dir für Ostdeutschland?

Mehr Diversität und kulturelle Vielfalt. Eine Zukunftsplanung, die nachhaltig und umweltschonend ist, und eine heterogenere Verteilung von Aufstiegschancen.