Stefan Kunath
Stefan Kunath ist Kreisvorsitzender (Die Linke) Frankfurt (Oder) und Bundestagskandidat (Die Linke). Er ist 1989 in Frankfurt (Oder) geboren.
Zurückgekehrt: Stefan wohnt aktuell Frankfurt (Oder).
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Weshalb bist du zurückgekehrt?
Gegangen bin ich, weil ich keinen Bock mehr auf die Baseballschlägerjahre im Osten hatte. Ich habe nach meinem FSJ in Jerusalem in Berlin gewohnt, wollte dann Europastudien im Master in Frankfurt (Oder) studieren. Ich dachte, hier weiß ich, was auf mich zukommt. Während des Studiums habe ich meine Heimatstadt im positives Sinne wiederentdeckt. Nachdem mein alter Kumpel aus Jugendzeiten René Wilke 2018 zum Oberbürgermeister gewählt wurde, entschied ich mich, für meine Promotion an der Viadrina nach Frankfurt zurückzuziehen. Ich will meine Fähigkeiten einbringen, um Frankfurt und Ostbrandenburg zu einem besseren Ort für alle Menschen zu machen.
Was hat dich motiviert, politisch aktiv zu werden?
Politisiert haben mich die Proteste gegen den Irak-Krieg und gegen die Agenda 2010. Ich habe dann andere Jugendliche kennengelernt und mich in der Linksjugend engagiert. Parallel zu meinem Politikstudium habe ich bei mehreren Bundestags- und Europaabgeordneten gearbeitet – habe also quasi eine duale Ausbildung im Politikbetrieb erhalten. Was ich mitgenommen habe: Auch Spitzenpolitiker:innen kochen nur mit Wasser. Das kann ich und das können andere auch. Mit meiner Kandidatur will ich auch andere Menschen ermutigen mitzumachen und mitzugestalten. Ich will Hoffnung geben auf eine bessere Zukunft, in der Klimaschutz und soziale Sicherheit eine Einheit sind.
Wie überzeugst du junge Menschen, in Ostdeutschland zu bleiben und vor Ort die Zukunft zu gestalten?
Ich überzeuge niemanden zu bleiben, weil ich selbst einmal gegangen bin. In die Welt hinauszugehen macht dich reicher an Lebenserfahrung. Für meine Heimatregion spricht, dass sich hier jeder sofort einbringen kann. Wer sich beteiligen will, kann hier schneller Wurzeln schlagen und Spuren hinterlassen. Du kannst einen Unterschied machen.
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Kaputte Trabis als Spielplatz, leergezogene Plattenbauten, Schulen, die geschlossen wurden und dann noch Stress mit Nazis. Im Osten musstest du einfach schneller erwachsen werden. Dafür haben wir Ossis mehr Street Credibility. Ich bin Teil der Generation, die während ihrer Kindheit Zeuge der post-sozialistischen Transformation geworden ist. Ohne es als Kind bereits verstanden zu haben, zeigt mein Blick zurück: Nichts ist für immer. Gerade dieser Erfahrungsschatz ist von Bedeutung in einer Zeit voller Umbrüche. Ostdeutsch sein heißt für mich, Dinge selbst in die Hand zu nehmen, Verantwortung zu übernehmen, weil das kein anderes höheres Wesen für dich macht.
Was machst du, damit Ostdeutsche bessere Chancen haben?
Die deutsche Einheit war viel zu sehr ein Nachbau West. Heute ist Ostdeutschland ohne eigene Sprache über das, was sich hier in den vergangenen 30 Jahren abgespielt hat. Die Debatten über den Osten treten auf der Stelle: SED, Stasi, Mauerbau und eine CDU, die uns alle gerettet hat. Nötig sind neue Perspektiven der Nachwendegeneration, zu der ich neben vielen anderen engagierten Ostdeutschen gehöre. Wir sind keine Bittsteller gegenüber dem westdeutsch geprägten bundesrepublikanischen Mainstream. Der Westen soll vom Osten lernen – nicht andersherum. Und dafür ist gleicher Lohn für gleiche Arbeit ja wohl das Mindeste.