Stefan Liebich

Stefan Liebich ist Mitglied des Bundestages (Die Linke) und 1972 in Wismar geboren und aufgewachsen in Greifswald und Ost-Berlin.

Geblieben: Stefan wohnt aktuell in Berlin-Pankow.

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Weshalb bist du geblieben?

Ich habe nach meinem Studium in West-Berlin meine Tätigkeit als Abgeordneter im Abgeordnetenhaus von Berlin begonnen. Durch die Wahl im Herbst 1995 wurde mir eine berufliche Tätigkeit in Hannover erspart. Sonst hätte ich auch rübergemacht.

Was hat dich motiviert, politisch aktiv zu werden?

Ich hatte mit der Art und Weise der Vereinigung der beiden deutschen Staaten zu kämpfen. Auch wenn ich sah, dass die Mehrheit der Menschen in der DDR das so wollten, ging es mir zu schnell, kam zu viel unter die Räder, das einem gemeinsamen Land gut getan hätte. Die einzige Partei, die das so ansprach, war die PDS. Und da ich nicht nur daneben stehen und meckern wollte, wurde ich an meinem 18. Geburtstag, dem 30.12.1990, Mitglied.

Wie überzeugst du junge Menschen, in Ostdeutschland zu bleiben und vor Ort die Zukunft zu gestalten?

Das tue ich nicht. Jeder muss seinen eigenen Weg finden.

  • 1972

    Wismar

  • Greifswald

  • 2021

    Berlin-Pankow

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Meine ersten 16 Lebensjahre habe ich in der DDR verbracht, hatte dort eine schöne Kindheit und fand den DDR-Sozialismus gut. Meine Eltern waren in der SED und ich bei den Pionieren und der FDJ sehr aktiv. Der Fall der Mauer war ein Schock für mich und die Vereinigung mit der Bundesrepublik zu akzeptieren, fiel mir schwer. Auch wenn ich heute im gemeinsamen Deutschland „angekommen“ bin, so wird dieser Teil meines Lebens immer bleiben.

Weshalb gibt es noch immer weniger parteipolitisches Engagement in Ostdeutschland und wie möchtest du das ändern?

Ich denke, das hat (mindestens) zwei Gründe. Viele, die in der DDR lebten, hatten einfach genug davon, organisiert zu sein. Dort wurde es erwartet beim FDGB, der DSF usw. organisiert zu sein. Bei einigen Berufen (Offizier der NVA) war es Voraussetzung, Mitglied der SED zu sein. Andere sind vom heutigen System enttäuscht, fühlen sich nicht gesehen und gehört und halten es daher für sinnlos, sich zu engagieren. Das kann man nur ändern, wenn klar wird, dass Wahlen etwas ändern, dass man dabei über Richtungen entscheidet, z.B. über die Frage wem etwas gegeben und wem etwas genommen wird. Durch die Orientierung vieler Parteien auf die Mitte, sind sie zu ähnlich geworden. Ich bin überzeugt, dass ein mitte-linkes und ein bürgerliches Lager miteinander konkurrieren müssen, damit sich das ändert.

Was machst du, damit Ostdeutsche bessere Chancen haben?

Ich habe bei eigenen Personalentscheidungen und in meiner politischen Arbeit darauf geachtet, Ostdeutsche zu fördern. Sie müssen in allen Positionen sichtbar sein.

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Ich wünsche mir einen selbstbewussten Teil Deutschlands, der seine ganz eigenen Erfahrungen zum Wohle aller einbringt, gleiche Löhne, Renten und Repräsentanz auf allen Ebenen, in Medien, Politik, Justiz, Kunst und Sport, als Botschafterinnen und Botschafter, in den Universitäten, Unternehmensvorständen und bei Gewerkschaften.