Stephan Schumann

Stephan Schumann ist Rechtsanwalt, stellv. Bundesvorsitzender der Jusos und 1988 in Radebeul geboren und aufgewachsen.

Geblieben: Stephan wohnt aktuell in Dresden.

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Weshalb bist du geblieben?

Vor allem wegen persönlicher Bindungen – ich genieße Zeit mit meinem Freundeskreis und meiner Familie.

Was hat dich motiviert, politisch aktiv zu werden?

Ich bin 2005 den Jusos beigetreten. Wir haben damals schon ab und an Politik wahrgenommen und auch drüber gesprochen – vor allem die Generation meiner Eltern hat die damalige Bundestagswahl mit den Debatten (Ökosteuer usw.) kommentiert. Ein Nachbar von uns hat beim DGB gearbeitet. Der hat seine Tochter und mich dann mit auf die SPD Wahlparty genommen. Ich fand die Leute symphatisch und bin dann dabei geblieben. Das war kein sehr reflektierter Schritt. Man merkt dann aber, dass es auch inhaltlich passt. Solidarität heißt Menschen zu helfen, die es brauchen. Deswegen bin ich gerne Anwalt – da geht es um die Lösung des einen Falles. Man merkt aber auch, wo wir gerechtere Gesetze brauchen.

Wie überzeugst du junge Menschen, in Ostdeutschland zu bleiben und vor Ort die Zukunft zu gestalten?

Wir brauchen hier mehr gut bezahlte Jobs. Mein Bruder ist neulich berufsbedingt nach Bayern gezogen. Ich gönne ihm das. Letztlich wäre er – immerhin Wirtschaftsingenieur – auch hier geblieben, wenn sich ihm eine ähnliche Lösung in der Nähe geboten hätte. Dass das nicht der Fall war, lag sicherlich auch daran, dass aufgrund der Corona-Pandemie einige Unternehmen nur zurückhaltend einstellen. Es liegt aber auch daran, dass es hier nicht so viele berufliche Möglichkeiten gibt. Und letztlich ist das der entscheidende Faktor.

  • 1988

    Radebeul

  • Greifswald

  • 2021

    Dresden

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Ich habe das Glück, junge Eltern zu haben – da leben auch noch alle Großeltern und ich habe auch aus der Generation davor noch viele Menschen kennenlernen können. Da bleiben Gespräche darüber, wie es früher war, nicht aus. Man merkt dann, dass die Erzählungen da und das Erleben von DDR, Wende und Nachwende ebnen anders – direkter – war und viel präsenter ist, als bei Freunden aus dem Westen.

Weshalb gibt es noch immer weniger parteipolitisches Engagement in Ostdeutschland und wie möchtest du das ändern?

Es kommen ja zwei Sachen zusammen: im allgemeinen – auch im Westen – hat die Bindungswirkung von festen Strukturen, wie beispielsweise Vereinen, abgenommen. Zum anderen haben die Strukturen hier 40 Jahre weniger Zeit zum Aufbau gehabt. Dass es aber auch gelingt dagegen anzugehen, merken wir immer dann, wenn in den Parteien spannendes passiert. Die SPD hatte beispielsweise Anfang 2018 eine große Eintrittswelle, als es um die Koalitionsfrage ging. Wir müssen als Parteien solche Debatten offen und mit Leidenschaft führen. Das bringt dann auch Menschen dazu, sich zu engagieren.

Was machst du, damit Ostdeutsche bessere Chancen haben?

Einer meiner poltischen Schwerpunkte ist Steuerpolitik. Die SPD setzt sich für die Wiedereinführung der Vermögensteuer und eine Reform der Erbschaftsteuer ein. Ziel ist es endlich dafür zu sorgen, das große Vermögen ihren fairen Anteil für das Gemeinwesen leisten. Das hat natürlich auch eine Ost-West-Komponente: die großen Vermögen sitzen eher im Westen und dort wird auch mehr vererbt. Wenn es uns gelingt, Reichtum gerecht zu besteuern, ist das am Ende auch ein Beitrag zur Gerechtigkeit zwischen Ost und West.

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Wir müssen die Lebensqualität hier erhalten und verbessern. Dazu brauch es massiven Ausbau an Infrastruktur, vor allem des ÖPNV, um die ländlicheren Regionen gut anzubinden, Forschungsausbau im Bereich Technologie (Stichwort: Wasserstoffstrategie) und gleiche Löhne für gleiche Arbeit.