Tankred Schipanski
Tankred Schipanski ist Mitglied des Bundestages (CDU) und 1976 in Leipzig geboren und in Ilmenau aufgewachsen.
Zurückgekehrt: Tankred wohnt aktuell in Ilmenau.
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Weshalb bist du zurückgekehrt?
Ich bin in Ilmenau aufgewachsen und habe dort mein Abitur gemacht. Mein Studium und Referendariat habe ich in den alten Bundesländern absolviert. Für meinen ersten Job bin ich nach Ilmenau zurückgekehrt. Thüringen ist meine Heimat. Lediglich zur Ausbildung habe ich diese verlassen. Dabei habe ich wertvolle Erfahrungen und Eindrücke sammeln können.
Was hat dich motiviert, politisch aktiv zu werden?
Die deutsche Wiedervereinigung war für meine Familie und mich ein Neuanfang. Die Chance auf Meinungs-, Religions- und Bewegungsfreiheit sowie wirtschaftlichen Aufschwung habe ich persönlich sehr intensiv erfahren. Meine Eltern gestalteten den Aufbau meiner Heimatregion aktiv mit und haben uns Kinder in diesen Prozess aktiv einbezogen. Die vielen Chancen für die Menschen durch mehr Freiheit waren ein starker Kontrast zur DDR. Dies zu erhalten, gestalten und auszubauen war meine Motivation, mich in der Gesellschaft und Politik einzubringen. Deutschland in Freiheit und Sicherheit weiterzuentwickeln treibt mich noch heute täglich an.
Wie überzeugst du junge Menschen, in Ostdeutschland zu bleiben und vor Ort die Zukunft zu gestalten?
Perspektiven für ein gutes Leben sind der Schlüssel, um die Heimat lebenswert zu gestalten. Dazu gehören eine gute Infrastruktur, ein soziales Miteinander und Möglichkeiten in der Bildung und beim Beruf. Vor allem beim sozialen Miteinander sehe ich große Vorteile im Ilm-Kreis oder Landkreis Gotha gegenüber anonymen Großstädten. Die Chancen für hervorragende Bildung sind an der TU Ilmenau oder anderen Hochschulen in Thüringen inzwischen hervorragend. Auch auf dem Arbeitsmarkt gibt es eine große Nachfrage nach Fachkräften und qualifiziertem Personal. All das sind attraktive Lebensbedingungen.
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Thüringen ist meine Heimat. Hier bin ich aufgewachsen und sozialisiert. Ich bin in einer Diktatur aufgewachsen, habe die Mangelwirtschaft der DDR gespürt sowie den Staatsbankrott erlebt. Zugleich verbinde ich aber auch viele positive Erlebnisse meiner Kindheit und Jugend mit dem „Osten“. Gerade die Zeit der Wiedervereinigung Deutschlands war prägend. Noch heute gibt es in meiner Generation deutliche Unterschiede zwischen Ost und West. Mich prägen spezifisch ostdeutsche Erfahrungen, aber auch die Bereitschaft, mich mit westdeutschen Erfahrungen auseinanderzusetzen. Das macht den Ostdeutschen aus!
Weshalb gibt es noch immer weniger parteipolitisches Engagement in Ostdeutschland und wie möchtest du das ändern?
In den alten Bundesländern gibt es eine 70-jährige Parteibindung. Diese lange Tradition gibt es in Ostdeutschland nicht und das System und den Missbrauch der Macht durch die SED bestimmen den ostdeutschen Erfahrungshintergrund mit Parteien. Die Doktrin „Die Partei hat immer recht“ ist schlichtweg falsch. Ferner ist es schier unerträglich, dass es noch heute Parteien gibt, die nur darauf bedacht sind, ihre Ideologie umzusetzen. Erschreckend ist zudem, dass das parteipolitische System es Quereinsteigern so schwer macht. Für mich ist das Modell der Volkspartei und Interessenabwägung zum Wohle der Allgemeinheit das bessere Modell. Es gibt auch politisches Engagement außerhalb von Parteien.
Was machst du, damit Ostdeutsche bessere Chancen haben?
Ich setze mich seit 12 Jahren im Deutschen Bundestag für eine bessere Förderung der neuen Bundesländer in Deutschland ein. Dazu gehören neben mehr Bundeseinrichtungen auch eine weitere Forschungsförderung, Infrastrukturmittel sowie die Angleichung der Löhne und Alterseinkünfte. Die Förderung des ländlichen Raumes kommt Ostdeutschland besonders zu Gute. Ich engagiere mich für Freiheit und Innovation – zwei Werte, die wir Ostdeutsche leben. Ostdeutsche müssen mehr Verantwortung übernehmen. Es fehlt ihnen jedoch oft an Netzwerken. Es stimmt mich froh, dass in Verwaltung und Justiz viele „Aufbauhelfer“ in den Ruhestand gehen und nun auch Ostdeutsche eine Chance in Führungspositionen erhalten.
Was wünscht du dir für Ostdeutschland?
Gleichwertige Lebensbedingungen im Osten und Westen müssen eine Selbstverständlichkeit sein. Hier sind wir schon große Schritte gegangen, müssen aber bei der Angleichung der Renten, Gehälter und Wirtschaftskraft noch die finalen Schritte gehen. Der Osten darf nicht die „verlängerte Werkbank“ des Westens sein. Ich wünsche mir stärkere Gründerkultur und Verständnis für Unternehmertum. Christliche Werte, Weltoffenheit und eine globale Perspektive sollen gestärkt werden.