Thomas Bähr
Thomas Bähr ist Bereichsleiter und 1967 in Mühlhausen geboren und aufgewachsen.
Zurückgekehrt: Thomas wohnt aktuell in Tannroda.
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Weshalb bist du zurückgekehrt?
Ich bin 5 Jahre nach der Wende gegangen, weil ich in meiner Heimat keine berufliche Perspektive mehr hatte, die ich dann im Westen gefunden habe. Ich bin nach Thüringen zurückgekehrt, weil ich hier einen Ort gefunden habe, an dem ich das Projekt einer gemeinnützigen Stiftung gemeinsam mit meiner Frau umsetzen konnte.
Wie gestaltest du die Zukunft?
Beruflich arbeite ich an der Bewahrung des kulturellen Erbes, sowohl analog als auch digital. Daneben bin ich Vorstand der gemeinnützigen Stiftung Burg Tannroda, deren Aufgabe darin besteht, ein altes Objekt zukunftsfähig zu sanieren und zu beleben. Wir schaffen unterschiedliche Räume, die von Menschen ausgefüllt werden können.
Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Ich bin ostdeutsch sozialisiert und darüber bin ich sehr froh. Nach über 25 Jahren im Westen hat sich diese Sozialisation mit westdeutschen Elementen vermischt, was für mich auch eine sehr wertvolle Erfahrung ist. Zurück im Osten spüre ich meine Wurzeln aber auch Entwicklungen, die mir fremd sind. Deshalb fühle ich mich gesamtdeutsch.
Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?
Ich habe im Osten eine unbeschwerte Kindheit und Jugend erlebt und eine solide berufliche Ausbildung durchlaufen. In einer Gesellschaft aufgewachsen zu sein, die nicht durch Konsum geprägt wurde, hat mich geprägt. Ebenso die Bedeutung von Beziehungen zwischen den Menschen. Die Erfahrungen der Wende haben mich am Anfang sehr verunsichert und der Zerfall der Heimat hat mich traurig gemacht. Allerdings hat die Auseinandersetzung mit dem Leben und Arbeiten im Westen zu Entwicklungs- und Anpassungsprozessen meiner Persönlichkeit geführt, die sehr wertvoll für mich sind.
Was wünscht du dir für Ostdeutschland?
Ich wünsche mir für Ostdeutschland, dass es die positiven Werte seiner Vergangenheit bewahrt und darüber zu einer Erweiterung und Verbreiterung soziale und gesellschaftliche Entwicklungen beiträgt bzw. diese prägt. Die Zäsur und die Eruptionen der Wende und der darauffolgenden Zeit haben zu einem Erfahrungsschatz geführt, dessen positive Kraft eine gute Vorbereitung auf die Dynamik gesellschaftlicher Prozesse ist und die wichtige Beispiele für Anpassungsleistungen liefert. Ich wünsche mir, dass dieses Potential in Ostdeutschland gesehen und beachtet wird, damit es seine Wirkung entfalten kann.