Wir sind der

Osten

Thomas Gottschalk

Thomas Gottschalk ist Geschäftsführer und 1982 in Berlin geboren.

Geblieben: Thomas lebt heute in Döbberin.

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Weshalb bist du geblieben?

Vor allem Familie, aber dann auch meine Firma… Ich glaube, ich werde mal weg ziehen für ein paar Jahre, mal weniger unfreundliche Leute im Zug und Alltag zu erleben.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Ich versuche mir vorzustellen, wie die (bessere) Zukunft aussehen könnte – wirklich keine Grenzen beim Ausmalen und viel Phantasie helfen, Idealvorstellungen Stück für Stück näher zu kommen und einen Weg zu skizzieren, der sehr vage sein mag, aber sich doch zu beschreiten lohnt.
Dies habe ich die letzen 10 Jahre im Bereich Access to Energy vorwiegend in Ostafrika gemacht. Wie können relativ arme Leute im ländlichen Afrika mit nachhaltiger, zuverlässiger und sauberer Energie versorgt werden? Wir haben bisher mehr als eine Million Leute erfolgreich elektrifiziert.

  • 1982

    Berlin

  • Heute

    Döbberin

Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?

3 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Hmm… Meine Mutter hat letzte Woche unsere Verwandten aus Heilbronn auf einem Straßenfest in Berlin Lichtenberg mit: „Das ist unsere Verwandtschaft aus dem Westen“ vorgestellt. Das war mir einerseits recht peinlich, anderseits bilde ich mir ein, dass ich mich auch noch ostdeutsch fühle. Werte und soziales Verhalten stehen da bei mir im Vordergrund bei der Ossi-Definition. Die lässt sich natürlich auf gar keine Fall verallgemeinern – aber eben doch irgendwie.

Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?

Vielleicht hat mir die Wende gezeigt, dass ziemlich abgefahrene Sachen passieren können, wenn Leute aufbegehren. Von nichts kommt nichts. Dass es die Aktionen von Individuen waren, die andere inspiriert und angesteckt haben, und letztendlich ermöglicht haben, dass ein Systemwechsel herbeigeführt wurde. Ich habe ein paar Freunde meiner Eltern im Blick, die stark in der Wendebewegung engagiert waren, das sind nach wie vor intensive Vorbilder für mich, bei denen ich mich regelmäßig für meine Freiheiten bedanke.
Meine Eltern sind beide vor oder im 2. Weltkrieg geboren worden. Die Kombination aus Kriegs-/Nachkriegskind und 40 Jahre DDR haben maßgeblich meinen Charakter beeinflusst.

Was wünschst du dir für Ostdeutschland?

Ich wünsche mir, dass Renten und Löhne ans Westniveau angepasst werden. Dann gibt es keinen Grund mehr, den man vorschieben kann zum Meckern. Das Lohngefälle ist ja eIn bisschen wie Religion, hinter der man sich verstecken kann, da ja das Schicksal nicht in den eigenen Händen liegt. Ich wünsche mir, dass die nächste Generation in Ostdeutschland (noch) weniger Komplexe hat und sich nicht mehr als Ossi sieht und einem Menschen aus den alten Bundesländern aufrecht und ohne Flackern in die Augen schauen kann. Dass diese Generation die Chance hat, den Wert von Diversität zu erleben, und in die Hände spuckt und sich für eine tolerante und freundliche Gesellschaft engagiert.