Wir sind der

Osten

Toni Willkommen

Toni Willkommen ist Medienmanager und 1988 in Stolpen geboren und aufgewachsen.

Gegangen: Toni wohnt aktuell in Hamburg.

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Weshalb bist du gegangen?

Mich hat es aufgrund des Masterstudiums nach Stuttgart und aufgrund des Jobs später nach Hamburg gezogen. Ich habe lange mit der Entscheidung gerungen, da ich zum damaligen Zeitpunkt nicht akzeptieren wollte, dass mir die ostdeutschen Bundesländer nicht die berufliche Perspektive bieten konnten, die ich in anderen westdeutschen Städten bekommen habe. Letztlich habe ich mich aber für mich und meinen persönlichen Werdegang entschieden. Das Gefühl von damals ist aber bis heute nicht verflogen.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Seit Jahren setze ich mich beruflich mit großer Leidenschaft für die Förderung eines starken Qualitätsjournalismus in Deutschland ein. Unabhängige Medien und das Recht auf Pressefreiheit sind Grundpfeiler unserer Demokratie und die Basis für eine mündige Gesellschaft. Die Digitalisierung verleiht uns eine große Schubkraft und unterstützt uns Medienschaffende dabei, unsere Inhalte auf verschiedenen Kanälen zu verbreiten sowie den Diskurs offener und demokratischer zu machen. Zeitgleich sehen wir aber auch, wie sich Falschnachrichten schneller denn je durch die digitale Welt verbreiten können. Diesem durch guten, aufgeklärten Journalismus zu begegnen, ist Aufgabe und Motivation zugleich.

  • 1988

    Stolpen

  • 2022

    Hamburg

Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?

4 von 5
Stimme gar nicht zu
Stimme voll und ganz zu

Fühlst du dich Ostdeutsch?

Ich erkenne oft Unterschiede zu meinen westdeutschen Freunden und erstaunlich viele Parallelen, wenn zwei Ossis aufeinander treffen. Ich spüre dann sofort ein besonderes Gefühl der Zugehörigkeit und der Verbindung. Ich fühle mich zum einen ostdeutsch, weil ich die Grundwerte, mit denen ich erzogen wurde und die meine Kindheit ausgemacht haben, bis heute in mir trage: Demut, Pragmatismus und Bodenständigkeit. Und zum anderen fühle ich auch eine gewisse Verpflichtung zum Botschafter-Dasein. Botschafter für eine Kultur und Menschen, die viel mehr und vielfältiger sind, als gern dargestellt.

Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?

Die berufliche Geschichte meiner Familie reicht in das Jahr 1834 zurück. Das Familienunternehmen hat dann zu DDR-Zeiten ein ähnliches Schicksal wie viele andere Unternehmen erfahren und wurde verstaatlicht. Für meine Großeltern war das ein Schock und eine persönliche Erniedrigung. Die Reprivatisierung im Jahr der Wende durch meine Eltern betrachte ich als unheimliches Zeichen der Stärke und des Muts. Sie haben sich gegen zahlreiche allwissende, westdeutsche Berater durchgesetzt und sich mit Fleiß und und einer großen Portion Hemdsärmeligkeit zurückgekämpft. Dieser Wille gegen alle Widrigkeiten anzutreten, imponiert mir bis heute und ich versuche, mir diesen beizubehalten.

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Ich wünsche mir zum einen Respekt. Respekt für einen Teil unseres Landes, der viel durchgestanden hat, sich oft entgegen vieler Meinungen behauptet hat und viel zu oft belächelt wird. Und zum anderen wünsche mir Gleichberechtigung. Gleichberechtigung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Nur wenn wir die Belange der Ostdeutschen entsprechend unserer Größe im Land repräsentieren, kann echte Integration gelingen. Es ist beschämend zu sehen, wie wenig Ostdeutsche auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung unter den wichtigsten Entscheidungsträger:innen in unserem Land vertreten sind.