Torsten Grundke
Torsten Grundke ist 1964 in Wilhelmshaven geboren und später nach Ostdeutschland gezogen.
Rübergemacht: Torsten wohnt aktuell in Stralsund, wo er Geschäftsführer eines Elektronikfachmarktes ist.
Foto: Marko Blochwitz
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Weshalb hast du in den Osten rübergemacht?
Ich wollte in das Land meiner Großeltern ziehen. Mich hat gerade Mecklenburg-Vorpommern in seiner Schönheit an Natur, Architektur sowie Kultur berührt. Die Nähe zum Meer war ausschlaggebend für Stralsund.
Wie gestaltest du die Zukunft?
1997 eröffnete ich als geschäftsführender Gesellschafter in Stralsund einen MediaMarkt. Ich war von Anfang an überzeugt, dass man den Menschen in der Region auch etwas zurückgeben muss. Viel Wert lege ich auf die Weiterbildung meiner Mitarbeiter. Etwa die Hälfte der Mitarbeiter sind Frauen. Grundsätzlich ist es eine Herzensangelegenheit von mir, aus allen sozialen (vor allem auch aus schwächeren) Schichten jungen Menschen einen Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen. Meine Sichtweise, die ich täglich lebe: „Das, was ich im Leben an Glück und Erfolg erfahren habe, ist für mich nicht selbstverständlich und immer wieder Kraft und Energiequelle, diesen Wert zu schätzen.“
Glaubst du, Menschen in Ostdeutschland können besser mit Veränderungen bzw. Wandel umgehen?
Fühlst du dich ostdeutsch?
Nein. Ich fühle mich heute als Deutscher und Europäer und differenziere nicht zwischen Ost und West. Meine Familie hat mich bei allem unterstützt, später holte ich meine Eltern hier her und überzeugte meinen Zwillingsbruder, sich auch in Mecklenburg-Vorpommern beruflich zu engagieren und eine Familie hier zu gründen. Ich fühle mich als Deutscher in einem gesamtdeutschen Land. Heute nach 23 Jahren wird mir immer weniger die Frage gestellt, ob ich Wessi oder Ossi bin. Gerade die jüngeren Generationen stellen die Frage nicht mehr. Im Land bin ich angekommen und werde von allen Menschen für mein Tun und Handeln respektiert, unabhängig meiner Herkunft. Für meine ehrenamtlichen Tätigkeiten erhalte ich Anerkennung und Unterstützung.
Welche Erfahrungen hast du in Ostdeutschland gemacht?
Nur positive.
Glaubst du, Westdeutsche hatten nach der Wiedervereinigung im Osten Vorteile?
Ich glaube am Anfang hatten die Westdeutschen Vorteile mit dem Wissen im Umgang mit dem politischen System, dem Kapitalismus etc.. Später war dieser Wissensbonus aufgebraucht oder in vielerlei Hinsicht auch missbraucht worden. Viele Ostdeutsche verloren das Vertrauen für eine lange Zeit.
Was hast du in Ostdeutschland gelernt?
Wenn ich eines gelernt habe, dann den Menschen zuzuhören und nicht zu verurteilen, für das, was wer in der damaligen DDR getan oder nicht getan hat. Ich habe in diesem damaligen System nicht gelebt und kann somit nicht die Menschen moralisch verurteilen.
Was wünschst du dir für Ostdeutschland?
Keine Diskussion mehr über Ost-West-Zugehörigkeit!