Ulrike Tusk
Ulrike Tusk ist Head of Offline Marketing und 1979 in Berlin geboren, hat später in Hamburg gelebt.
Zurückgekehrt: Ulrike wohnt heute in Berlin.
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Weshalb bist du zurückgekehrt?
Ich musste aus Berlin raus, es hat sich zu viel zu schnell geändert. Ich hatte das Gefühl, dass das nicht mehr meine Stadt war. Zu viele neu Zugezogene, die, gefühlt, zunehmend das Stadtbild prägten, aber ebenso die Neubauten, Abriss von alten bekannten Gebäuden, Läden/Bars/Clubs die sich ständig verändert haben oder im schlechtesten Fall geschlossen wurden. Zurückgekehrt bin ich, weil ich mit dem Abstand von Kilometern und Jahren gemerkt habe, dass mir Berlin fehlt, es schlicht meine Heimat ist. Das hat sich über die Zeit bemerkbar gemacht. Hamburg ist eine sehr schöne Stadt, aber ich hatte dort keine Vergangenheit und es fehlte irgendwann doch die Prise Verrücktheit.
Wie gestaltest du die Zukunft?
Ich weiß nicht, ob ich wirklich Dinge bewege. In meinem vorherigen Job habe ich ein Team geleitet und habe versucht, jeden einzelnen zu fordern und zu fördern, damit sie als Individuen, aber auch zusammen auch als Team besser werden, nicht nur im fachlichen Sinn. Im jetzigen Job habe ich die Möglichkeit, einen Marketingkanal aufzubauen und somit einen wichtigen Baustein im Wachstum meines Unternehmens zu sein. Privat sind es die persönlichen Begegnungen, die ich spannend finde, sei es in einer Diskussion oder freundschaftlicher Austausch und ich freue mich, wenn ich bemerke, dass meine Aussagen beim Gegenüber etwas in Bewegung setzen. Ebenso freue ich mich, wenn das gleiche bei mir passiert.
Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Zu allererst bin ich Berlinerin, lange danach kommt erst meine Nationalität. Das Ostdeutsche ist eher etwas, was sich in letzter Zeit bemerkbar macht, im Sinne von dass ich mich bei Verallgemeinerungen („die Ossis“) schneller angesprochen/angegriffen fühle. Das Ostdeutsche beziehe ich eher auf Erfahrungen, die niemand anderes machen konnte, aufgrund der historischen Entwicklung. Hin und wieder tausche ich Kindheitserinnerungen aus, aber das ist für mich eher was regionales als etwas übergeordnetes oder politisches.
Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?
Die schnelle Arbeitslosigkeit meines Vaters, die darauffolgenden beruflichen Bemühungen von ihm, aber auch dass meine Mutter nur am Wochenende zu Hause war, weil sie zum Arbeiten nach Bonn musste. Natürlich macht das was mit der Familie selbst. Ich staune heute noch, dass es meine Eltern geschafft haben, die Familie beisammen zu halten. Aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten denke ich, dass ich beim Thema Sicherheit/Geld schneller nervös reagiere. Hat es mich stärker gemacht? Definitiv! Ich habe früh gelernt, selbständig zu sein, auch eine gewisse Unabhängigkeit entwickelt, aber auch eine gute Portion Skepsis gegenüber systemischen Dingen. Und zu viel Weiteres, um es hier schreiben.
Was wünscht du dir für Ostdeutschland?
Optimismus und Pragmatismus. Nicht immer nur das Schlechte sehen, egal ob von hüben oder drüben. Dennoch aber natürlich nicht die Herausforderungen ignorieren, sondern sich dem realistisch stellen und klar kommunizieren. Unvoreingenommen Kommunikation von allen Seiten, lieber mal nachfragen als sich sofort angegriffen fühlen, eher mal erklären wo der eigene Standpunkt ist und wie man dahin gekommen ist. Aber auch Anerkennung. Anerkennung, dass es in Summe nicht so schlecht ist, wie gern dargestellt wird, aber auch Anerkennung, dass es eben nicht einfach war, das es auch „Verluste“ gab und dass die natürlich auch noch Auswirkungen auf das heute haben.