Prof. Dr.-Ing. Uwe Plank-Wiedenbeck
Prof. Dr.-Ing. Uwe Plank-Wiedenbeck ist 1965 in Offenbach geboren und später nach Ostdeutschland gezogen.
Rübergemacht: Uwe wohnt aktuell in Weimar, wo er als Professor für Verkehrssystemplanung lehrt.
Foto: Philipp Viehweger
Das Profil teilen:
Weshalb hast du in den Osten rübergemacht?
Ich hatte eher zufällig aus beruflichen Gründen einen Zweitwohnsitz in Leipzig. Mir haben die Stadt und die Menschen, die ich dort kennengelernt habe, sehr gut gefallen. Auch das wirtschaftliche Umfeld war sehr positiv. So positiv, dass wir den Schwerpunkt unserer Software-Firma nach Halle (Saale) verlegt haben. Die Stadt hat unheimlich viel Power und Kreativität. Dann bin ich 2015 an die Bauhaus-Universität berufen worden und mit meiner Familie nach Weimar gezogen.
Wie gestaltest du die Zukunft?
Wir haben gerade ein neues, sehr großes Forschungsprojekt zur künstlichen Intelligenz gestartet. Daten und Algorithmen werden auch den Verkehr und unsere Mobilität stark verändern, das autonome und hoch-vernetzte Fahren ist ein Beispiel dafür. Die Bauhaus-Universität ist für mich der ideale Ort für diese Forschung. Sie steht mit ihrer Tradition für Kreativität und neues Denken. Ich habe hier viele Freiheiten, wenig Bürokratie und kann mich mit vielen Wissenschaftlern auf kurzem Weg direkt austauschen. Hier ist es normal, dass Ingenieure, Architekten, Designer und Sozialwissenschaftler zusammenarbeiten. Nur so können wir die Zukunft gestalten.
Glaubst du, Menschen in Ostdeutschland können besser mit Veränderungen bzw. Wandel umgehen?
Fühlst du dich ostdeutsch?
Ja. Natürlich bleiben meine Kindheit, Jugend und der größere Teil des Erwachsenenseins im Westen prägend für mich und ich werde wohl sowohl in Hamburg als auch in Erfurt als Westdeutscher, der im Osten lebt, eingeordnet. Dennoch habe ich eine sehr große Identifikation mit meiner Universität, mit der Stadt Weimar und mit dem Osten. Vielleicht liegt es an der Geschichte meiner Familie oder daran, dass ich jetzt die überwiegende Zeit mit Menschen verbringe, die auch im Osten leben und ein großer Teil eben auch hier aufgewachsen ist.
Welche Erfahrungen hast du in Ostdeutschland gemacht?
Mit 50 Jahren sein Haus zu verkaufen und in eine andere Stadt zu ziehen, in der man erst einmal kaum jemanden kennt: Das ist für viele in meinem Bekanntenkreis schon befremdlich gewesen. Da viele den Osten kaum kennen, gab es auch erstaunte Reaktionen. Meine Frau hat sich auf das Neue gefreut, unsere älteren Kinder wollten lieber im Westen studieren, so dass es die Familie etwas auseinander gezogen hat. Wir sind privat und beruflich aber sehr gut in Weimar aufgenommen worden und leben sehr gern hier. Nur manchmal mir fehlt die laute, bunte und hektische Großstadt.
Glaubst du, Westdeutsche hatten nach der Wiedervereinigung im Osten Vorteile?
Die Westdeutschen kannten die für Ostdeutsche neuen Regeln in der Wirtschaft, in der Politik oder in Bezug auf Finanzen natürlich viel besser und hatten dadurch zwangsläufig Vorteile. Aber ich kenne mittlerweile so viele Erfolgsgeschichten von Menschen aus dem Osten, die zeigen, dass dies nicht entscheidend sein musste. Bei den heutigen Studierenden aus Ost und West nehme ich diese Unterschiede ohnehin nicht mehr wahr.
Was hast du in Ostdeutschland gelernt?
Meine Eltern stammen beide aus Sangerhausen und sind kurz vor dem Mauerbau in den Westen geflohen. Ich bin dort mit einem recht negativen Bild über die DDR aufgewachsen. In den letzten Jahren habe ich aber viel über die Zeit, die Umstände und die Menschen erfahren, zum Beispiel über die Hochschulen. Das Bild, was man im Westen von der DDR hatte, und die Realität klaffen schon in vielem auseinander. Mich beeindruckt zum Beispiel der Zusammenhalt, den es unter den Studierenden gab und der bis heute anhält. Auf der anderen Seite darf es eine solche Einflussnahme des Staatsapparats auf die Universitäten nie wieder geben. Leider sehe ich im Ausland derzeit genau solche Tendenzen.
Was wünschst du dir für Ostdeutschland?
Ich halte es da wie Goethe: „Man muss auch der Zukunft etwas überlassen.“ Aber ich wünsche mir einen zweiten Verein in der Bundesliga.