Viola Lippmann
Viola Lippmann ist Marketing Managerin im Erziehungsurlaub, Therapeutin und Bloggerin und 1976 in Freiberg geboren, in Olbernhau aufgewachsen und hat später in Marburg, Jerusalem und London gelebt.
Zurückgekehrt: Viola wohnt heute im Erzgebirge.
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Weshalb bist du zurückgekehrt?
Nach dem Abitur ging ich für ein Praktikum in den Westen. Später studierte ich in Marburg. Danach verbrachte ich ein knappes Jahr als Volontärin in Jerusalem. Anschließend eröffnete sich mir die Möglichkeit, beruflich nach London zu gehen. Dort habe ich in den letzten 13 Jahren gelebt, geliebt und gearbeitet. Nun sind wir als Familie nach Ostdeutschland umgezogen – weil wir den Familienanschluss vermissen und uns zudem seit dem Brexit Referendum in England nicht mehr richtig wohl fühlten. Momentan verbringen wir einen wunderbaren Zwischenstopp in meiner erzgebirgischen Heimat. Von hier aus werden wir demnächst berufsbedingt in eine größere ost- oder westdeutsche Stadt weiterziehen…
Wie gestaltest du die Zukunft?
Meine besondere Leidenschaft ist es, Menschen auf dem Weg der inneren Heilung zu begleiten. Deshalb habe ich mich während meiner 13 Jahre in London zur Therapeutin weitergebildet (Diploma in Integrative Counselling). Die therapeutische Arbeit in einer internationalen Metropole hat mich dabei häufig mit Menschen in Kontakt gebracht, die intensive interkulturelle Erfahrungen gemacht haben (z.B. Migranten der 2. Generation). Dabei wurde mir immer mehr bewusst, dass ich als Wendekind einen ähnlichen Erlebnishintergrund besitze. Daraus entstand die Idee, mich in meinem Blog (MyOstBlog) mit den psychischen Befindlichkeiten ostdeutscher Generationen auseinanderzusetzen.
Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?
Fühlst du dich Ostdeutsch?
Durch das langjährige Leben im Ausland war ich andauernd mit dem Thema Identität und Herkunft konfrontiert. Auf die ständig gestellte Frage: “Woher kommst du?”, antwortete ich in der Regel mit “Germany”. Dabei wurde mir zunehmend bewusst, dass die üblichen Deutschland-Assoziationen der Fragenden so gar nicht mit meinen prägenden ostdeutschen Lebenserfahrungen vor und nach der Wende übereinstimmten. Ich war nicht einfach nur “deutsch”. Ich bin ostdeutsch.
Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?
Das ist eine Frage, die mich immer wieder umtreibt… und über die ich in meinem Blog ausführlich nachdenke! Denn: Die ostdeutsche Herkunft beeinflusst mich intensiv, weil ich meine prägenden Kindheits- und Jugendjahre in der DDR- und Nachwende-Zeit erlebt habe. Dabei kann ich sowohl positive wie negative Einflüsse ausmachen. Als junge Studentin in Westdeutschland empfand ich meine Herkunft eher als verwirrend und manchmal auch unangenehm. Inzwischen verstehe ich meinen ostdeutschen Lebenshintergrund jedoch als bereichernd, interessant und widerstandsfähig.
Was wünschst du dir für Ostdeutschland?
Selbstbewusstsein, Lebensfreude und Offenheit! Es scheint mir wichtig, unsere persönlich-individuellen ostdeutschen Lebenserfahrungen zu verstehen, anzuerkennen und zu verarbeiten. Genau dazu möchte ich mit meinem Blog anregen und ermutigen.