Wir sind der

Osten

Wiebke Wiedeck

Wiebke Wiedeck ist Dipl. Psychologin, Dipl. Pädagogin , Autorin, Künstlerin, 1965 in Greifswald geboren und in Steinach (Thüringen), sowie Wernigerode aufgewachsen.

Status: Wiebke wohnt aktuell in Wandlitz.

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Weshalb bist du geblieben?

Ich bin im Osten geblieben, weil mich die Werte meiner Kindheit tief geprägt haben. Trotz eines patriarchalischen Haushalts mit häuslicher Gewalt erlebte ich in der Schule Gleichberechtigung und erhielt von Lehrer*innen große Unterstützung. Meine künstlerische Seite wurde im Osten besonders gefördert, durch Arbeitsgemeinschaften, Musik- und Kreativschulen. Die Zeit im Internat in Wernigerode, einer Spezialklasse für Musik, hat mich ebenfalls geprägt. Trotz der Enge des Systems gab es immer Menschen, die mir halfen, meine Persönlichkeit frei zu entfalten. Deshalb fühle ich mich stark mit meinen Wurzeln verbunden und hatte nie den Impuls, meinen ostdeutschen Hintergrund hinter mir zu lassen.

Wie gestaltest du die Zukunft?

Ich bin Psychologin, Coachin, Autorin, Künstlerin und Aktivistin mit über 34 Jahren Erfahrung im Female Empowerment. In meiner Arbeit unterstütze ich Frauen und Führungskräfte dabei, ihre Stärken zu erkennen und ihr volles Potenzial zu entfalten. Auf meinem YouTube-Kanal teile ich inspirierende Denkanstöße und psychologisches Wissen für ein diverses und menschliches Miteinander. Ehrenamtlich engagiere ich mich als Gründerin der Initiative ‚Zukunft Ohne Gewalt‘ für gewaltfreie Familien, Beziehungen und eine gerechte Gesellschaft. Mit meinen Büchern, digitalen Inhalten und Wirken möchte ich Menschen ermutigen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und aktiv für unsere Zukunft einzustehen.

  • 1965:

    Greifswald

  • Steinach (Thüringen)

  • Wernigerode

  • Berlin

  • Wandlitz

Glaubst du, deine Wende-Erfahrung bzw. die Wende-Erfahrung deiner Familie hat dich auch für den Digitalen Wandel gewappnet?

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Fühlst du dich Ostdeutsch?

Ich fühle mich ostdeutsch, weil mich die Werte meiner Kindheit und Jugend tief geprägt haben. Im Osten habe ich gelernt, wie wichtig Menschlichkeit, Gemeinschaft und Kreativität sind, während materielle Dinge kaum im Vordergrund standen. Stattdessen wurden soziale Aspekte und kulturelle Förderung betont. Diese Prägung wirkt bis heute nach: Es fällt mir schwer, das Materielle in den Vordergrund zu stellen, denn mir sind Sinnhaftigkeit, Gerechtigkeit und das soziale Miteinander viel wichtiger. Diese Werte bestimmen mein Leben und prägen meine Arbeit.

Wie beeinflusst dich deine ostdeutsche Herkunft?

Die Wende hat mein Leben geprägt und mich trotz der Brüche stärker gemacht. Einen Tag vor der Währungsunion schloss ich mein Staatsexamen ab und wollte musiktherapeutisch arbeiten, doch im neuen System fehlten die noch dafür notwendigen Weiterbildungen. Es war eine schwere Zeit, da ich meinen geplanten Beruf nicht ergreifen konnte und alleinerziehende Mutter meines 1988 geborenen Sohnes war. Doch ich wählte vorerst einen künstlerischen Weg und trat bis 2005 als erfolgreiche Künstlerin auf. Dank der Lösungsorientiertheit, die ich aus dem ostdeutschen System mitgenommen habe, meisterte ich den Bruch. Heute arbeite ich als Psychologin.

Was wünscht du dir für Ostdeutschland?

Ich wünsche mir für Ostdeutschland mehr Anerkennung und Wertschätzung der Menschen, die den Wandel gemeistert und enorme Stärke gezeigt haben, durch die Gesellschaft aber auch durch die Menschen selbst. Ich hoffe auf eine Zukunft, in der die ostdeutsche Identität sichtbar und geschätzt wird. Besonders wünsche ich mir Chancengleichheit, wirtschaftliche Entwicklung und eine gerechtere Verteilung der Ressourcen, damit auch ländliche Regionen profitieren. Ich hoffe sehr, dass die kreative, offene, lösungsorientierte und herzliche Mentalität der Menschen des Ostens als wertvolle Stärke anerkannt wird und Ostdeutsche sich wieder auf diese besonderen Kompetenzen besinnen und sich daran erinnern.