Machen statt Meckern
Macht bedeutet Einfluss und letztlich auch demokratische Teilhabe. Sie drückt sich durch Vermögen und verantwortungsvolle Positionen aus. Von beiden haben Ostdeutsche wenig. Beim Barcamp in Cottbus und bei der re:publica in Berlin haben wir über Lösungen diskutiert.
Gemeinsam etwas bewegen und die Zukunft unserer Regionen gestalten. Das gelingt nur, wenn Menschen zusammenkommen, sich austauschen und gegenseitig unterstützen. Genau das haben Barbara Möbius und Tobias Kremkau aus unserem Team beim openTransfer Barcamp mitangestoßen. Unter dem dem Motto „Zusammenhalt – Gemeinsam geht mehr“ sind verschiedene Initiativen und Vereine im Bunten Bahnhof in Cottbus zusammengekommen, um sich über Fördermöglichkeiten und zivilgesellschaftliches Engagement auszutauschen.
Mehr Einfluss und Macht
Das besondere am Barcamp: Hier kann jede*r vorab sein eigenes Thema einbringen. In unserer Session haben wir darüber gesprochen, wie Ostdeutsche mehr Einfluss und Macht in unserer Gesellschaft erlangen können. Ostdeutsche sind mit rund 10 % in Führungspositionen bei einem Bevölkerungsanteil von rund 20 % stark unterrepräsentiert und haben dadurch weniger Einfluss auf Politik, Wirtschaft und Soziales. Weil eine Diversitätsquote politisch bislang nicht zur Debatte steht, haben wir gemeinsam mit anderen Teilnehmenden weitere Möglichkeiten diskutiert, wie ostdeutsch sozialisierte Menschen auf ihrem Karriereweg unterstützt werden können.
Voneinander lernen
Viele Teilnehmende haben davon berichtet, dass ihnen Einblicke in Netzwerke, Kenntnisse zu Gepflogenheiten und Sprecharten in gewissen Kreisen sowie Vitamin B fehlten. Viele Türen blieben deshalb verschlossen. Außerdem stellte sich heraus, dass einige der Erfahrungen kein rein „ostdeutsches“ Thema seien, sondern ein klassistisches: In den östlichen Bundesländern sind viele Menschen in Arbeiterfamilien groß geworden. Die erste Generation der Arbeiterkindern, die studieren geht und den sozialen Aufstieg schafft, ist häufig mit neuen sozialen Kreisen konfrontiert, in der anders gesprochen wird und die bereits gut vernetzt sind. Die Bildung von Netzwerkkompetenz ist deshalb ein zentrales Thema, um für mehr Einfluss und Mitbestimmung zu sorgen.
Nix geerbt – was jetzt?!
Im Juni waren wir außerdem auf der re:publica in Berlin, um Lösungen für Vermögensungleichheit zu diskutieren. Die re:publica ist ein Festival für die digitale Gesellschaft. Passend zum diesjährigen Motto „Cash“ hat #wirsindderosten-Initiatorin Melanie Stein das Panel „Nix geerbt – und jetzt?!“ auf den Weg gebracht und moderiert.
In Deutschland besitzen zwei Familien fast so viel, wie die untere Hälfte aller Deutschen. Diese strukturelle Benachteiligung betrifft bestimmte Gruppen wie Ostdeutsche oder Menschen mit Migrationshintergrund besonders stark. SPD-Politiker Armand Zorn, Martyna B. Linartas von Ungleichheit.info und Michael Bohmeyer von Mein Grundeinkommen haben ihre Lösungen vorgeschlagen und anschließend diskutiert.
Armand Zorn fordert ein Grunderbe von 20.000 Euro für alle Deutschen ab dem 18. Lebensjahr, das seiner Ansicht nach an einen Zweck gebunden sein sollte:
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Martyna Linartas sagt, dass 20.000 Euro nicht ausreichen würden – sie beruft sich auf Starökonom Piketty und fordert 120.000 Euro Grunderbe:
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Michael Bohmeyer betont, dass die aktuellen Verteilungsmechanismen nicht gut funktionierten. Er fordert deshalb ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle:
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Alle Vorschläge sollten von einer Erbschafts- und/oder Vermögenssteuer finanziert werden. Aus organisatorischen Gründen konnte dieses Mal kein*e Vertreter*in des konservativen politischen Lagers teilnehmen. Wir hoffen, die Diskussion bald im erweiterten Kreis fortführen zu können. Das gesamte Panel der re:publica gibt es hier zum Nachschauen. Unterstützt wurden wir dabei von unserem Partner der Sparda-Bank Berlin. Danke auch an die Stiftung Bürgermut für die Organisation des Barcamp in Cottbus. Wir haben viel Inspiration gesammelt und arbeiten bereits an neuen Projekten.